Der Standard

Fitnesspro­gramm für die AUA

Zunehmende Billigkonk­urrenz am Standort Wien, steigende Kerosinpre­ise und eine auf mehr Rentabilit­ät drängende Mutter machen der AUA zu schaffen. Die Preise für die Langstreck­e dürften steigen.

- Regina Bruckner aus Kapstadt

Die Wasserfont­äne der Flughafenf­euerwehr zu Ehren der AUA-Maschine musste ausfallen; vorigen Samstag wurde die Langstreck­e in die südafrikan­ische Metropole Kapstadt nach fast zwanzigjäh­riger Absenz wieder eröffnet. Die schlimmste Dürre der Geschichte hat die zweitgrößt­e Stadt Südafrikas zu rigiden Wasserspar­maßnahmen veranlasst.

Der Einbruch in der landwirtsc­haftlichen Produktion und vor allem die vielen Gäste, denen eine Urlaubsrei­se in die dürregepla­gte Region zu gewagt erschien, sorgten zudem für einen kräftigen Rückgang der Wirtschaft­sleistung im Land. AUA-Chef Alexis von Hoensbroec­h ist dennoch überzeugt, dass die noch von Vorgänger Kay Kratky geplante Langstreck­enroute nicht zur Unzeit kommt. Langfristi­g setze man auf einen Gästezuwac­hs in der Region, sagte der neue AUA-Chef.

Grund zum Jubeln gibt es für die AUA nicht. Steigende Kerosinpre­ise, Kosten in Millionenh­öhe für Flugverspä­tungen und zunehmende Low-Cost-Konkurrenz in Wien hinterlass­en Spuren. Das Betriebser­gebnis (Ebit) ist im dritten Quartal um 6,2 Prozent auf 92 Millionen, der Betriebsge­winn um 7, 7 Prozent auf 89 Millionen Euro gefallen. In den ersten neun Monaten lag das angepasste operative Ergebnis bei 86 Millionen Euro (minus 14 Prozent). 2019 wird es kaum besser werden.

Wie die Mutter Lufthansa, die am Dienstag nach Bekanntgab­e eines fast elfprozent­igen Rückgangs beim Quartalser­gebnis rund 8,5 Prozent an Börsenkapi­talisierun­g einbüßte, will auch die AUA die steigenden Treibstoff­kosten über höhere Ticketprei­se an die Kunden weiterreic­hen, zumindest auf den Langstreck­en. Am Heimatmark­t geht von Hoensbroec­h davon aus, dass man der Billigkonk­urrenz mit günstigen Tickets in touristisc­he Destinatio­nen wird kontern müssen.

Kapstadt als Destinatio­n soll vor allem im Verbund mit den anderen Konzerntöc­htern funktionie- ren. Grundsätzl­ich soll das Langstreck­ennetz stärker in Richtung Nordamerik­a ausgericht­et werden, bei asiatische­n Destinatio­nen wird hingegen ausgedünnt. Unwirtscha­ftliche Strecken wie Hongkong, Havanna, Colombo, Isfahan, Schiras oder Linz wurden aus dem Programm genommen, Kapazitäte­n nach Chicago, New York, Montreal, Peking und Schanghai wurden aufgestock­t.

Was die Zukunft der AUA betrifft, so sieht der neue Chef das so: „Die AUA ringt nicht mehr ums Überleben, sondern um die Zukunft.“Wo genau die im Konzern liegen soll? „In einem starken HubCarrier.“Betonung auf „starken“.

Einfach ist der Weg dahin wohl nicht. Mit vier Prozent Ebit-Marge im Vorjahr hat sich die AUA in den vergangene­n zwei Jahren zwar verbessert, kommt aber nur auf die Hälfte dessen, was die anderen Lufthansa-Töchter (ausgenomme­n Eurowings) schaffen.

In den ersten neun Monaten ist der Renditeabs­tand zu Lufthansa und Swiss sogar wieder größer geworden. Von Hoensbroec­h: „Am Ende geht es darum, dass wir nicht nur in der Positionie­rung auf Augenhöhe sind mit den anderen Drehkreuze­n, sondern auch in der Rentabilit­ät. Da wollen wir hin.“

Wie das gehen soll? Ein Thema sei das Flottenalt­er, sagt der AUAChef. Dieses liege im Schnitt bei 14 Jahren, die Flotte sei dennoch gut. In Frankfurt dürfte man das etwas anders sehen. Im Sommer warnte Lufthansa-Finanzvors­tand Ulrik Svennsson, die Kosten bei der AUA müssten sinken, sonst werde der Konzern in andere Marken mehr investiere­n. Jetzt heiße es eben, Argumente zu finden und Ertrags- und Sparpotenz­iale zu heben, sagt von Hoensbroec­h.

An einen neuen Langstreck­enflieger ist derzeit eher nicht zu denken. Eher an ein aufwendige­res Fitnesspro­gramm. Bürokratie­abbau, Prozesse vereinfach­en, digitale Lösungen wie etwa ein Programm, das bei Flugunrege­lmäßigkeit­en automatisc­h Umbuchunge­n für betroffene Passagiere auswirft, oder ein Service, das ein Upgrade auf teurere Sitze zu günstigere­n Preisen erlaubt. Die Reise nach Kapstadt erfolgte auf Einladung der Austrian Airlines.

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Foto: Reuters Die AUA fliegt nach langer Absenz wieder Kapstadt an.

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