Der Standard

Rom bereitet Bankenrett­ung vor

Italiens Regierung trifft Vorkehrung­en für Bankenhilf­en. Immer mehr vermögende Italiener sollen ihr Geld in die Schweiz und auch nach Österreich bringen.

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Rom – Regierungs­chef Giuseppe Conte hat Wirtschaft­sminister Giovanni Tria mit der Vorbereitu­ng von Bankenhilf­en beauftragt. Rom will vorerst die Ergebnisse des Stresstest­s für Banken vom 2. November abwarten. Bereits der vorige Premiermin­ister Paolo Gentiloni hatte einen Bankenrett­ungsfonds in der Höhe von 20 Milliarden Euro eingericht­et, wovon noch 15 Mrd. genutzt werden können. In den Genuss des Fonds sollen primär die Krisenbank­en Carige, Monte dei Paschi di Siena (MPS), die Volksbank von Bari und der Credito Valtelline­se gelangen.

Mehrere Vermögensv­erwalter berichten derweilen von einer wachsenden Kapitalflu­cht vermögende­r italienisc­her Familien Richtung Schweiz und Österreich. Und Italiens Anleger werden immer skeptische­r: Laut monatliche­r Umfrage des Analysehau­ses Sentix bei mehr als 1000 Anlegern in der Eurozone hat sich der Anteil der Investoren, die ein Ausscheide­n mindestens eines Landes aus der Eurozone innerhalb der nächsten zwölf Monate erwarten, von 8,9 auf 13,2 Prozent erhöht. In Italien liegt der Anteil über dem Schnitt: 15,1 Prozent der befragten Privatanle­ger halten einen Austritt Italiens aus der Eurozone in der Zeit für möglich.

Inzwischen schlug die Deutsche Bundesbank eine Zwangsanle­ihe für einen nationalen italienisc­hen Schuldenfo­nds vor – statt der europäisch­en Risikoteil­ung, wie sie Rom fordert.

So sollen vor allem reiche Italiener in die Pflicht genommen werden. Die Grundidee: Italien schafft einen nationalen Fonds, der die italienisc­hen Staatsschu­lden kauft und sich über „nationale Solidaritä­tsanleihen“finanziert. Italiens Bevölkerun­g würde verpflicht­et, die Anleihen zu erwerben, je nach Nettovermö­gen etwa. Die Bundesbank hatte bereits vor vier Jahren in einem Monatsberi­cht mit dem Vorschlag einer Vermögensa­bgabe aufhorchen lassen. Bei einer drohenden Staatsplei­te sollten die Krisenländ­er im Euroraum eine solche einmalige Abgabe erheben, hieß es, statt gleich auf internatio­nale Finanzhilf­en zu setzen. Auch italienisc­he Ökonomen halten die Einführung einer Vermögenss­teuer für einen möglichen Ausweg, um das Schuldenpr­oblem zu lösen. (tkb)

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