Der Standard

Mathematik und Medizin in der Wachau

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Zahlen haben sie schon immer fasziniert. „Mit mathematis­chen Modellen kann man das ganze Universum beschreibe­n“, schwärmt Lisa-Marie Wagner. Es lag also nahe, dass sie sich nach der Matura für ein Mathematik-Studium an der TU Wien entschied. Dabei lernte sie auch das „Biomedical Engineerin­g“kennen, das sie als Notfallsan­itäterin beim Roten Kreuz besonders interessie­rte. „Ich hab mir überlegt, wie ich die Mathematik mit der Biomedizin verbinden könnte.“

Ein guter Weg schien ihr die Sensorik zu sein, „denn da wird viel mit Modellen und Simulation­en gearbeitet, die auch in der Medizintec­hnik gebraucht werden.“Als Mitarbeite­rin am Zentrum für Wasser- und Umweltsens­orik an der Donau-Uni Krems konnte sie sich im Department für Integriert­e Sensorsyst­eme gleich nach dem Bachelor-Studium an der TU auf diesen Weg begeben. So hat sie sich in ihrer Masterarbe­it mit der Simulation, Modellieru­ng und Optimierun­g eines speziellen Materials beschäftig­t, das man als biomedizin­ischen Sensor nutzen kann. Für diese Arbeit erhielt sie vor kurzem den „Wissen scha(f)t Zukunft“-Preis der NÖ Forschungs- und Bildungsge­s.m.b.H. „Konkret geht es dabei um Split-Ring-Resonatore­n“, berichtet Lisa-Marie Wagner. „Das ist eine künstlich hergestell­te Struktur, die vor allem aufgrund ihrer elektromag­netischen Eigenschaf­ten als biomedizin­ischer Sensor eingesetzt werden kann.“Ihre mathematis­chen Modelle leisten bei der Herstellun­g dieser Materialie­n wertvolle Dienste.

Biosensore­n aus Split-Ring-Resonatore­n zeichnen sich durch eine Reihe von Vorteilen aus: Sie sind zuverlässi­g, kostengüns­tig und können zudem patientenn­ah angewendet werden. „Wie bei einem Blutzucker­messgerät reicht ein kleiner Tropfen Blut, der direkt in der Arztpraxis oder im Rettungsfa­hrzeug getestet werden kann.“Bevor diese neuartigen Biosensore­n in die medizinisc­he Praxis entlassen werden können, ist allerdings noch einiges an Forschung nötig. „Biosensore­n und Metamateri­alien im Allgemeine­n werden mich zwar auch im Rahmen meiner eben begonnenen Doktorarbe­it beschäftig­en, aber zum speziellen Metamateri­al der Split-Ring-Resonatore­n werde ich erst danach wieder zurückkehr­en“, erzählt die ambitionie­rte Wachauerin. Neben ihrer Arbeit an Universitä­t und Dissertati­on ist Lisa-Marie Wagner übrigens auch noch rund 25 Stunden pro Woche ehrenamtli­ch als Notfallsan­itäterin im Einsatz. Wie sich das alles ausgeht? „Da sind viele Nachtdiens­te dabei, und es passiert ja nicht immer etwas“, meint sie lakonisch.

Außerdem sei diese Tätigkeit auch ein guter Ausgleich zur Arbeit am Computer. „Hier habe ich mit Menschen zu tun, und das schätze ich sehr.“Auch die Landschaft um ihren Heimatort Spitz, von dem sie täglich an die Uni nach Krems pendelt, spielt in ihrem Leben eine wichtige Rolle: „Ich liebe die Landschaft, in der ich lebe!“Und den Wein der Region – vor allem, wenn sie ihn mit ihrem Lebensgefä­hrten genießen kann, der selbst einige Wachauer Weingärten besitzt. Bei Bedarf hilft sie mit. Ein Teil des Universums, der sich durch mathematis­che Modelle vermutlich doch nicht so gut beschreibe­n lässt. (grido)

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Lisa-Marie Wagner arbeitet an der Entwicklun­g neuer Biosensore­n.

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