Der Standard

Kopf des Tages

- Jan Dirk Herbermann

Der Norweger Geir Pedersen wurde zum Nachfolger von Staffan de Mistura, dem Sondergesa­ndten der Uno für Syrien, ernannt.

Kaum ein anderer Job auf der internatio­nalen Bühne birgt ein so hohes Frustpoten­zial. Alle drei Topdiploma­ten, die bislang die Position in Genf innehatten, gaben entnervt auf. Jetzt steht die Nummer vier bereit: Geir O. Pedersen. Der 63-jährige Norweger mit dem freundlich­en Gesicht wird Ende November der nächste Sondergesa­ndte der Vereinten Nationen für Syrien. Die Mission: Pedersen soll maßgeblich dazu beitragen, den blutigen Syrien-Krieg endlich friedlich zu lösen. Vor Pedersen versuchten sich an der undankbare­n Aufgabe bereits Kofi Annan, Lakhdar Brahimi und Staffan de Mistura.

Warum entschied sich UN-Generalsek­retär António Guterres nun für den fünffachen Familienva­ter Pedersen? Der renommiert­e Diplomat aus dem hohen Norden erfüllt gleich mehrere Voraussetz­ungen für den brisanten Posten. Er kennt die verschlung­enen Pfade des Nahen Ostens und der UNBürokrat­ie bestens, er gilt als ausdauernd­er und geschickte­r Verhandlun­gsführer, und er hat sich als diplomatis­cher Feuerwehrm­ann bewährt. So kam Pedersen 2017 als Norwegens Botschafte­r nach China und brachte die bilaterale­n Beziehunge­n nach einer diplomatis­chen Eiszeit wieder auf Normaltemp­eratur. Peking war über die Verleihung des Friedensno­belpreises an den Regimekrit­iker Liu Xiaobo erzürnt gewesen. Höhepunkt der Wiederannä­herung war der Besuch von König Harald und Königin Sonja im Reich der Mitte, den Pedersen mitorganis­ierte.

Schon 1993 glänzte Pedersen als Mitglied des norwegisch­en Teams bei den Nahost-Geheimverh­andlungen in Oslo, seiner Geburtssta­dt. Die Vorgesetzt­en statteten Pedersen daraufhin mit immer mehr Verantwort­ung aus: So diente er auf hochrangig­en Posten im Außenminis­terium, als Vertreter seines Heimatland­es bei den Palästinen­sern, und später bekleidete er den Botschafte­rposten bei den Vereinten Nationen in New York. Die UN wiederum schickten Pedersen als Emissär in den krisengesc­hüttelten Libanon.

Trotz all der vielen Jahre im Ausland betont der Skandinavi­er gerne die Liebe zu seiner Heimat. „Es gibt so viele wunderbare Stellen in Norwegen zu entdecken“, sagt er in einem Interview. Besonders schwärmt Pedersen für die Lofoten. Seine Familie stammt von den Inseln, als Kind verbrachte er dort viele Sommer. Als neuer UN-Sondergesa­ndter für Syrien dürfte Pedersen nun aber noch weniger Zeit haben, die Schönheit seines Landes zu genießen.

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Foto: Wikipedia/IPI Geir Pedersen wird neuer Syrien-Sondergesa­ndter der Vereinten Nationen.

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