Das IOC sorgt sich um den Winter
Calgary stimmt nun doch über die Spiele 2026 ab
Calgary – Vor dem Rathaus jubelten die Olympiafans, Bürgermeister Naheed Nenshi schwärmte von einem „fantastischen Deal“, als hätte Calgary das Rennen um die Winterspiele 2026 gewonnen. In Wahrheit steht die Bewerbung der kanadischen Stadt nach einem wackeligen Minderheitenvotum in einer denkwürdigen Ratssitzung auf tönernen Füßen, ebenso wie die Winterspiele generell. Sechs Stadträte und Bürgermeister Nenshi stimmten nach achtstündiger hitziger Debatte für die Fortsetzung der Kampagne und für einen tags zuvor aufgestellten Finanzierungsplan des Staates sowie der Provinz Alberta. Acht waren dagegen, vor allem wegen Zweifeln an der Milliardenrechnung. Für einen Abbruch wären zehn Neinstimmen nötig gewesen. Nun entscheiden Calgarys Einwohner. Das Referendum am 13. November ist nicht bindend, alle Beteiligten haben aber signalisiert: Bekommt die Neinseite nur eine Stimme mehr, ist die Bewerbung tot. Die Stadt müsste 390 Millionen Dollar aufstellen.
Damit bleiben dem IOC zunächst alle drei Bewerber erhalten. Neben Calgary sind Stockholm und Mailand im Rennen. Auch bei den Schweden und Italienern ist unklar, ob sie ihre Kandidatur bis zur Wahl des Gastgebers auf dem IOC-Kongress im September 2019 aufrechterhalten können. Stockholms neuer Stadtrat hat sich bereits gegen die Kampagne ausgesprochen. Mailand, das gemeinsam mit Cortina d’Ampezzo antritt, fehlt noch jegliche staatliche Unterstützung.
Notfallplan
Der Winter bleibt das große Sorgenkind des IOC, Präsident Thomas Bach dürfte längst einen Notfallplan in der Hinterhand halten. Es wird wild spekuliert. Almaty wurde genannt, die kasachische Metropole, die im Rennen um die Spiele 2022 knapp an Peking gescheitert war. Andere bringen Salt Lake City ins Spiel, den Gastgeber von 2002. Und Argentinien, das gerade die Jugendspiele ausgerichtet hat und dank des milliardenschweren Tierarztes und Multiunternehmers Gerardo Werthein gut vernetzt ist im IOC, ist derart vom Geist beseelt, dass es eine Machbarkeitsstudie auf den Weg gebracht hat. Ziel: Winterspiele 2026 in Buenos Aires und Ushuaia auf Feuerland, eine der südlichsten Städte. (sid)