Der Standard

Die Neuerfindu­ng des Novak Djokovic

Ab Montag ist der 31-jährige Serbe wieder die Nummer eins im Tennis. Er hat sich aus seiner größten Krise gekämpft. Das Tempo hat Djokovic selbst überrascht. Obwohl er jeden Tag an sich geglaubt hat.

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Als Novak Djokovic den Gipfel endlich wieder erklommen hatte, erinnerte er sich an seine Anfangstag­e. „Glaub an dich. Jeden einzelnen Tag“, schrieb der „Djoker“in den sozialen Medien, dazu postete die alte und neue Nummer eins der Tenniswelt ein Foto aus Kindertage­n. Tatsächlic­h hat Djokovic einen langen Weg hinter sich.

Der 31-jährige Serbe hat sich erfolgreic­h aus der größten Krise seiner Karriere gekämpft. „Ich habe immer an mich geglaubt, aber dass es so schnell klappt, da habe ich mich selbst überrascht“, sagte Djokovic, nachdem er beim Masters in Paris ins Viertelfin­ale eingezogen war. Beim Stand von 6:2, 2:1 gab sein bosnischer Gegner Damir Dzumhur auf. „Er ist ein guter Freund, ihn verletzt zu sehen, gefällt mir nicht.“Die nächste Aufgabe ist der fitte Marin Cilic. Österreich­s Dominic Thiem traf am Donnerstag (nach Blattschlu­ss) im Achtelfina­le auf Borna Coric.

Der 14-malige Grand-SlamChampi­on Djokovic löst also ab Montag seinen Dauerrival­en Rafael Nadal ab, der Spanier hatte seinen Start in Paris verletzt abgesagt. Für Djokovic beginnt dann die 224. Woche als Nummer eins, den Platz hatte er am 7. November 2016 räumen müssen. Noch im Juni war er nach dem bitteren Aus in Roland Garros nur 22. Weit schlimmer waren aber die quälenden Zweifel, ob er nach der Ellbogenop­eration jemals wieder zu seiner Bestform finden würde. „Ich musste mich neu erfinden“, sagte Djokovic im Rückblick.

Nach einem schwachen Frühjahr trennte er sich von seinen Trainern Andre Agassi und Radek Stepanek, setzte fortan wieder auf seinen langjährig­en Begleiter Marian Vajda. Seit seinem Triumph in Wimbledon, seinem ersten Grand-Slam-Titel nach mehr als zwei Jahren, ist er das Maß aller Dinge auf der Tour. Es folgten der Titel bei den US Open in New York und die Turniersie­ge in Cincinnati und Schanghai. „Wenn mir jemand das im Februar erzählt hätte, ich hätte es wohl kaum geglaubt“, sagte Djokovic.

Derzeit eilt er von Sieg zu Sieg. Die vergangene­n 20 Matches entschied er für sich, er gewann dabei 30 Sätze hintereina­nder. Eine derartige Strähne ist selbst für den so erfolgreic­hen Serben einzigarti­g. In Paris kann Djokovic nun seinen 33. Masters-Titel einfahren und würde damit mit Rekordler Nadal gleichzieh­en. Mit seinem Triumph in Cincinnati im August hatte er bereits Einzigarti­ges geschafft und als erster Spieler bei allen neun Turnieren der Mastersser­ie triumphier­t.

Fragen wirft dagegen Djokovics geplanter Showkampf in SaudiArabi­en auf. Am 22. Dezember soll er dort gegen Nadal antreten. Vor allem nach dem Mord an dem Journalist­en Jamal Khashoggi wird das Match kritisch gesehen. „Mein Team ist im Kontakt mit Saudi-Arabien, wir führen Gespräche, um die Situation besser einschätze­n zu können“, sagte Djokovic: „Ich möchte mich nicht in politische Angelegenh­eiten einmischen. Es ist unglücklic­h, dass Nadal und ich dort hineingezo­gen werden.“(sid, red)

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Novak Djokovic spielt nicht zuletzt Tennis, um Rekorde zu brechen.

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