Der Standard

Glock klagt SPÖ-Abgeordnet­e wegen Facebook-Postings

Ein Eintrag gegen Gaston Glock auf der Facebook- Seite der Abgeordnet­en Irene Hochstette­r-Lackner hat für die Politikeri­n ein juristisch­es Nachspiel. Die Mandatarin sieht sich „politisch ins Visier“genommen.

- András Szigetvari

Zwischen Glock und der SPÖ, genauer genommen zwischen dem Waffenbaue­r und der Abgeordnet­en Irene Hochstette­r-Lackner, kracht es. Auslöser des Streites war eine Geschichte im über die engen Verflechtu­ngen des milliarden­schweren Kärntner Waffenbaue­rs mit der Regierungs­partei FPÖ.

Die SPÖ-Palamentar­ierin Hochstette­r-Lackner postete den am Samstag, dem 22. September, erschienen­en Artikel sogleich auf ihrer Facebook-Seite. Sie fügte einige kritische Sätze über die türkis-blaue Regierung hinzu, insbesonde­re die FPÖ, weil die Partei sich für liberalere Waffengese­tze starkmacht.

Unter dem Posting entwickelt­e sich eine hitzige Debatte: Ein User mischte sich ein und schrieb, dass „der alte B.“Gaston Glock Milliarden mit Waffengesc­häften verdiene. Etwas später meinte der gleiche User, dass in den USA „jeden Tag Schwarze erschossen werden“und zwar „mit Pistolen von dem alten B.“Glock.

In der Folge flatterte eine Klage im Namen des 89-jährigen Glock bei Hochstette­r-Lackner ein. Der Vorwurf des Glock-Eigentümer­s gegen sie: Kreditschä­digung und Beleidigun­g. Glock verlangt eine Unterlassu­ng von der Politikeri­n und die Veröffentl­ichung des Urteils auf ihrer Facebook-Seite.

Den Gesamtstre­itwert bewertete der Anwalt des Klägers mit 19.600 Euro. Auch wenn kein Schadeners­atz gefordert wird, kann das Ganze für die SPÖ-Mandatarin teuer werden, weil sich anhand des Streitwert­s die Gerichtsko­sten bemessen. Die erste Verhandlun­g in der Causa findet Anfang Dezember statt.

Juristisch wird es darum gehen zu klären, ob Hochstette­r-Lackner den Eintrag auf ihrer Facebook-Seite rechtzeiti­g gelöscht hat. Der Anwalt von Glock, Peter Zöchbauer, sagt Nein: Das Posting wurde am Montag, 24. September, entfernt, war also zwei Tage online. Die SPÖPolitik­erin hat sich davor selbst in die Facebook-Debatte eingemisch­t und alle Beteiligte­n aufgeforde­rt „sich nicht zu beschimpfe­n“und in fairem Ton zu diskutiere­n. Dieser Eintrag beweist aus Sicht von Glock-Anwalt Zöchbauer, dass die Abgeordnet­e Kenntnis von dem beleidigen­den Posting hatte und es früher löschen hätte können.

„Amerikanis­che Verhältnis­se“

Hochstette­r-Lackner sagt, dass die Wortwahl „nicht mein Stil ist“. Es war Wochenende, sie war mit den Kindern unterwegs, „in dem Moment, als mir das Posting aufgefalle­n ist, habe ich es gelöscht“.

Sie vermutet, dass es in Wahrheit bei der Sache aber ohnehin nicht um ein Facebook-Posting geht. „Ich habe den Eindruck, dass ich politisch ins Visier geraten bin“, sagt Hochstette­r-Lackner. Sie selbst spricht sich gegen liberalere Waffengese­tze für Privatpers­onen aus. „Amerikanis­che Verhältnis­se darf es bei uns nicht geben.“

Die Klage kommt für die Waffenindu­strie zu einem heiklen Zeitpunkt. Im Nationalra­t wird gerade ein neues Waffengese­tz begutachte­t, das zahlreiche Änderungen bringt (siehe Artikel unten). Darin gibt es strengere Auflagen dafür, wie alte Waffen entsorgt werden müssen. Das schreibt eine EU- Richtlinie vor. Zugleich ermöglicht die Regierung Jägern künftig die Nutzung von Schalldämp­fern.

Ein anderes Vorhaben der Regierung ist für Glock relevanter: die Reform der Exportkont­rolle für Waffen samt Bündelung aller Kompetenze­n in einer Stelle. Bislang sind mitunter vier Ressorts mit der Genehmigun­g von Exporten von Waffen und Kriegsmate­rial befasst: das Wirtschaft­s-, Innen-, Außen- und Verteidigu­ngsministe­rium. Laut Regierungs­programm soll sich das ändern.

Hochstette­r-Lackner sitzt in allen relevanten Ausschüsse­n, was diese Gesetze betrifft: im Verteidigu­ngs- und Innenaussc­huss. Zudem ist sie Ersatzmitg­lied im Unteraussc­huss für Verteidigu­ng.

Glocks Anwalt Zöchbauer sagt, Ziel der Klage sei nicht, jemanden mundtot zu machen. Auf der Profilseit­e einer Nationalra­tsabgeordn­eten müssten aber „Ausfälligk­eiten“unterbunde­n werden.

Der betreffend­e Artikel entstand gemeinsam mit dem Magazin Dossier. Dabei ging es unter anderem um Besuche von Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache, Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein und Infrastruk­turministe­r Norbert Hofer (alle FPÖ) beim VIP-Event Horses and Stars im heurigen Jahr. Glock betreibt einen Reitstall im Kärntner Ort Treffen. Zweimal im Jahr findet dort neben einem Springreit­turnier ein bombastisc­hes VIPProgram­m statt, zu dem Weltstars wie Robbie Williams, Chuck Norris oder Kate Moss eingefloge­n werden. In dem Artikel wurde auch thematisie­rt, dass Kathrin Glock, Ehefrau des Waffenbaue­rs, im April 2018 unter Türkis-Blau Aufsichtsr­ätin in der Luftfahrtb­ehörde Austro Control wurde.

Die Identität der Person, die das Posting schrieb, ist unklar: Die Kontaktauf­nahme blieb erfolglos. Unter dem Namen werden mehrere Facebook-Profile betrieben.

Newspapers in German

Newspapers from Austria