Das Tablet ist tot, lang lebe das Tablet
Apple hat bei einem Event in New York neue Geräte präsentiert. Star des Abends war das neue iPad Pro. Der Konzern zeigt damit eine Zukunft, in der Tablets vom Nischenprodukt zum veritablen Laptop-Ersatz werden.
Im Jahr 2010 stellte der damalige Apple-Chef Steve Jobs das erste iPad vor. Auf dem noch jungen Markt übernahm das Gerät bald die Führung und nährte die Hoffnung auf ein lukratives Zukunftsgeschäft. Doch nach wenigen Jahren war der Hype vorbei. Viele Hersteller von Androidund Windows-Tablets reduzierten ihr Modellangebot oder ließen es komplett bleiben.
Statt ein zusätzlicher Begleiter zum Smartphone zu werden, etablierten sich Tablets als portable Multimedia-Geräte für das eigene Zuhause. Die meisten Konsumenten sahen wenig Grund dafür, alle ein bis zwei Jahre ein neues Gerät anzuschaffen. Denn um Musik abzuspielen oder Videos anzusehen, reichen auch ältere Prozessoren und Grafikchips. Die Lieferzahlen gehen seit Jahren zurück. Apple, Amazon und Huawei gehören zu den wenigen Herstellern, die 2017 mehr Geräte verkaufen konnten als noch im Vorjahr.
Apple folgt Microsoft
Während das „klassische“Tablet an Popularität verliert, hat Apple einen anderen Pfad in die Zukunft gefunden. Das iPad Pro, dessen erstes Modell 2015 erschien, ist nicht einfach nur ein tragbarer Computer mit großem Touchscreen, sondern geht als Konkurrent für ultraportable Laptops ins Rennen. Eine Tas- taturhülle ermöglicht schnelles Tippen, ein Stift dient für Notizen und kreative Tätigkeiten, und das mobile Betriebssystem iOS ist auf dem Gerät ebenfalls für das große Display optimiert.
Die Idee ist freilich nicht ganz neu. Microsoft macht mit seiner Surface-Pro-Reihe seit Jahren erfolgreich ein sogenanntes Convertible, das ein Tablet mit LaptopHardware und Windows mit Tastaturdock und Stift vereint. Apple hingegen erhebt leistungsärmere, aber hinsichtlich des Energieverbrauchs wesentlich sparsamere mobile Hardware nun ebenfalls in diesen Stand. Erreichen will man damit aber nicht nur jene, die unterwegs E-Mails lesen und Dokumente bearbeiten wollen, sondern auch Kreative und Gamer. Adobe bietet eine für das iPad Pro angepasste Ausgabe seines bei Profis enorm beliebten Bildbearbeitungsprogramms Photoshop an. Autodesk hat eine adaptierte Version des Konstruktionstools AutoCAD am Start. Der GamesPublisher 2K verspricht für seine Umsetzung der Basketballsimulation NBA 2K sogar Grafik und Animationen auf Konsolen-Niveau.
Vorbote
Im Moment ist das iPad Pro freilich längst kein Angebot für alle Nutzer, was auch am Preis liegt, der bei 879 Euro beginnt. Es dürfte aber ein Vorbote für künftige Produkte sein. Auch das „reguläre“iPad hat mittlerweile immerhin Stiftunterstützung erhalten. Eine Tastaturhülle wäre der nächste logische Schritt, um auch niedrigere Preiskategorien zu erschließen.
Nicht außer Acht lassen darf man zudem die Zugkraft, die es auf andere Hersteller hat. 2015 folgte Google mit dem Pixel-C und später mit dem Pixelbook dem Beispiel von Apple und Microsoft. Profitieren dürften auch die Convertibles mit Windows, die von einigen Herstellern produziert werden.