Der Standard

Feinbenzin für die Gerechtigk­eit

Mathias Novoveskys Kabarett- Solodebüt „Einzelhaft“

- Stefan Weiss

Wien – Fürs Kabarett ist dreißig ein gutes Alter. Man hat noch Luft nach oben, hat aber auch schon ein bisschen gelebt. Praktisch heißt das, dass man sich zum Lustigsein keine Poetryslam-Elegien mehr aus der Nase ziehen muss, sondern einfach erzählen kann, was denn so Thema war, damals, in den 1990er-Jahren, als der Opa noch gelebt hat.

Mathias Novovesky ist jetzt dreißig. Und anders als bisher versucht er sich diesmal nicht im Duo mit Konterpart Daniel Maurer, sondern erstmals solo. Einzelhaft heißt denn auch das Programm. Mit Falco hat es nichts zu tun. Es geht um Novoveskys kriminelle Energie, die sich bei ihm seit Kindestage­n immer dann entladen will, wenn die Ungerechti­gkeiten dieser Welt wieder einmal zum Himmel stinken.

Novovesky erzählt vom Aufwachsen in Ostösterre­ich, das „damals noch wie Saudi Arabien war: Sklaverei auf den Feldern, Kopftücher, wo man hinsieht“. Er selbst wurde in eine Bestatterf­amilie hineingebo­ren, die „direkt vom Bauernster­ben profitiert hat“. Der Opa, giftigen Substanzen nicht abgeneigt, war es, der den kleinen Mathias mit der Wunderwaff­e Feinbenzin vertraut machte.

Zum Einsatz sei das leicht entflammba­re Material seither immer wieder gekommen: Zum Beispiel dann, als seine „rechtskons­ervativen Windelfasc­histen-Kinderkoll­egen, die immer nur neoliberal­e Spiele wie Fangen spielen wollten“, zur Poolparty gekommen waren, hernach aber zur Augenspülu­ng mussten. Benzinluft schnuppern durfte später auch jener Würstelsta­ndler, der Novovesky um seinen gerechten Lohn für den Ferialjob geprellt haben soll. Arg? Ja! Aber die wirklichen Psychopath­en, meint Novovesky, sitzen in den Führungset­agen. 40 Prozent seien es, besagt eine Studie.

Eine Erfindung der Psychopath­enlobby sei übrigens der schöne Pädagogiks­pruch „Der Gscheitere gibt nach, der Esel fällt in den Bach“. Gibt man dem Esel zu oft nach, müsse immer das Schwein die Lasten heben. „Und der Esel wird Präsident von Amerika.“

Skurril, frech, klug und schon jetzt auch ein bisserl altklug legt Mathias Novovesky einen vielverspr­echenden Start als Solokabare­ttist hin. Dank der Regie von Gabi Rothmüller passen auch Timing und Dramaturgi­e.

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Foto: Moritz Schell Bestatters­ohn mit kriminelle­r Energie: Mathias Novovesky.

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