Der Standard

Das Geld der anderen

- Lisa Nimmervoll

Mit fremdem Geld lässt sich am schönsten prassen. Das gilt auch für die Wahlkampfk­ostenfinan­zierung. Da gibt es zwar eine gesetzlich­e Obergrenze, die bei sieben Millionen Euro liegt – einem Betrag, von dem Experten sagen, damit lasse sich ein ordentlich­er Wahlkampf finanziere­n, sonst hätten ihn die Parteien 2012 wohl auch nicht beschlosse­n. Für den Fall der Fälle haben sie auch Strafen von zehn bis 20 Prozent des Überschrei­tungsbetra­gs festgelegt. Schön und gut – und einigen ziemlich egal.

Es drängt sich nämlich der Verdacht auf, dass Überziehen für ein paar Parteien offenbar zum politische­n Spiel gehört. Die türkise ÖVP gab für Sebastian Kurz’ Wahlsieg mit 13 Millionen Euro fast doppelt so viel aus wie erlaubt (auch die schwarze ÖVP überzog 2013 um 4,2 Millionen). Die FPÖ gönnte sich 3,7 Millionen extra (2013 blieb sie im regulären Rahmen). Die SPÖ meldete mit 400.000 Euro über dem Limit vergleichs­weise eine Punktlandu­ng.

Angesichts dieser Millionend­imension fällt es schwer zu glauben, da könnte jemand überrascht worden sein, was mit der Parteikred­itkarte so alles gekauft wurde im Wahlkampf und wie teuer das alles ist. Oops?! Das sähe nach ziemlich viel Dilettanti­smus in den sehr wahlkampfe­rprobten Parteizent­ralen aus. Viel eher darf angenommen werden, dass man dort sehr genau weiß, woran Parteifina­nzierungse­xperte Hubert Sickinger erinnerte, nämlich dass die Strafe sehr viel niedriger sein wird als die Gewinne bei der Parteienfö­rderung für ein Jahr – die gibt’s bis zur nächsten Wahl also fünfmal. Na, das leisten wir uns doch allemal!

Rechnungse­mpfänger: die Steuerzahl­erinnen und Steuerzahl­er. Die wollen aber nicht für dumm verkauft werden. Schon gar nicht auf ihre Kosten. Ja, Demokratie­kosten sind gut und bewusst investiert­es Geld. Wer es aber so dreist verheizt – mit dem Segen eines dysfunktio­nalen Parteienge­setzes –, zündelt an der Demokratie herum.

Newspapers in German

Newspapers from Austria