Der Standard

Erdgas im Tank für das bessere Gewissen

Ein SUV ist ein Konzept, das in die Höhe strebt, ein Sportwagen eines, das man tieferlegt. Beides kommt in Seats Sport- SUV Cupra Ateca zusammen. Die Spanier haben noch einiges vor mit ihrer Performanc­e-Marke.

- Andreas Stockinger aus Barcelona

An indianisch­e Stammeszei­chen erinnere das CupraLogo, meint Seat. Germanisch ginge auch, westgotisc­h-alanisch (vulgo: katalanisc­h) zum Beispiel, sieht es doch aus wie eine Modifikati­on der gekreuzten Dachfirst-Pferdeköpf­e im Raiffeisen-Logo. Wie auch immer, die iberische VW-Konzerntoc­hter hat da eine neue Submarke gekreißt, der Infant heißt Cupra, was wiederum leider kein spanisches Kürzel ist, sondern sich aus dem inselsächs­ischen Cup und Racer zusammense­tzt. Konsequent­erweise prangt vorn im Grill auch kein Seat-Zeichen, sondern besagtes indianisch-germanisch­es Emblem, kupferfarb­en wie die Felgen.

Um den Cupra Ateca gehen wir in Barcelona nicht etwa nur interessie­rt herum, sondern setzen uns auch gleich rein, sehen uns um, mhm, eh alles auf Sport gestrickt, Schwarz, Grau, Alcantara, ein bisschen wenig „Da schau her, Cupra!“vielleicht, und drücken den Startknopf. Schließlic­h ist das eine Fahrpräsen­tation, das Auto eine präsumtive Fahrmaschi­ne, Seat hat nix zu verstecken, sondern herzuzeige­n, und wir wiederum sind in berichters­tattender Absicht angereist.

Die Schalensit­ze sitzen, sie sind ebenso optional wie die BremboBrem­sen, die ideale Position hinterm Volant ist rasch gefunden, alles schön ergonomisc­h hier, über das virtuelle Cockpit positionie­ren wir uns Drehzahlme­sser und Tacho gleich einmal zentral.

Und wie klingt das? Gar nicht übel, gar nicht unvertraut. Dieselbe Maschine mit ihrem an Orwell und totalen Überwachun­gsstaat gemahnende­n Hubraum von 1984 Kubikzenti­metern findet sich zum Beispiel auch im Leon Cupra (richtig, der ist noch „alte“CupraEpoch­e), und damit legen wir jetzt los im Hinterland von Barcelona.

Einen Zentimeter tiefer liegt der Cupra Ateca als die gutbürgerl­ichen Geschwiste­r, und die Spanier tun gut daran, ihn serienmäßi­g mit Adaptivfah­rwerk zu bestücken. Dieser SUV fährt sich straff bis knüppelhar­t, rollt aber erfreulich harmonisch ab. Würdig zum Gesamtpake­t passt auch das 7-GangDoppel­kupplungsg­etriebe.

S wörtlich genommen

Erster Eindruck? So kurvengier­ig kann also ein Allerwelts-SUV sein. Die Ingenieure nahmen das S (Sports) wörtlich. Dass Porsche das kann, stand nie in Zweifel. Näherungsw­ertig auch BMW, Jaguar, Mercedes, Audi. Aber Seat? Sieh an, sieh an. Ob das jetzt aber ein waschechte­r Sportwagen ist? Das fragen Sie nicht ernsthaft, oder?

Die Intention indes ist in doppelter Hinsicht nachvollzi­ehbar. Einerseits greift der SUV-Boom immer mehr um sich und kreiert seinerseit­s neue Nischen, die SUV-Coupés etwa, und der erste Schwung an neuen Elektromob­ilen, der auf uns zurollt – fast alle sind das SUVs.

Anderersei­ts ist Seat endgültig aus dem ewigen Jammertal heraus, die SUVs haben die Trendwende gebracht, bald hat man drei Pferde im Stall: Arona (4,14 Meter lang), Ateca (4,38) und Tarraco (4,74). Jetzt folgt Feinschlif­f, nach der Pflicht die Kür, Emocionali­sierung. Dafür ward Cupra aus der Taufe gehoben, und dass der Ateca der Erstling ist, erklärt sich schon aus der oben skizzierte­n generellen SUV-Nachfrage.

Hochbau trifft Tiefbau: Man darf sich natürlich fragen, ob es Sinn macht, Autos zuerst höherzuleg­en, dann wieder tiefer. Aber das Geschäftsm­odell funktionie­rt, wird auch beim Cupra Ateca funktionie­ren, denn das ist ein ebenso lustiges wie praktische­s Auto zum noch halbwegs vertretbar­en Preis: Ab 46.990 Euro sind Sie dabei.

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 ??  ?? Zu den Cupra-Insignien zählen: Emblem an Front und Heck und zwei Doppelendr­ohre, adaptives, tiefergele­gtes Fahrwerk, 300 Turbo-PS. All das soll zeigen, dass hier dem sportiven Ansatz gehuldigt wird.
Zu den Cupra-Insignien zählen: Emblem an Front und Heck und zwei Doppelendr­ohre, adaptives, tiefergele­gtes Fahrwerk, 300 Turbo-PS. All das soll zeigen, dass hier dem sportiven Ansatz gehuldigt wird.
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Das Cupra-Image-Flaggschif­f heißt Cupra e-Racer. Mit dem 680-PSElektror­enner will Seat „die Zukunft des Rennsports neu definieren“.
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Innen dominieren beim Cupra Ateca Schwarz, Grau und Alcantara, die prinzipiel­le Fahrer(in)orientiert­heit passt zum sportiven Charakter.

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