Der Standard

„Der Ausnahmezu­stand, in dem sich Trauernde befinden, wird oft ausgenutzt.“Bestatter Alexander Burtscher

Bestatter sind im Internet kaum präsent. Es fehlt an Transparen­z der Kosten und Leistungen. Österreich­s erster Onlinebest­atter Benu will das ändern und stößt auf Widerstand der Branche.

- Bettina Pfluger

Tritt ein Todesfall ein, bringt dieser nicht nur Trauer mit sich, sondern oft auch Stress. Eine Bestattung gehört organisier­t, Blumenschm­uck besorgt, Parten gehören gedruckt. Das ist kosteninte­nsiv. In so einem Moment fehlt es meist auch an Zeit, sich über Alternativ­en zur traditione­llen Erdoder Feuerbesta­ttung zu informiere­n bzw. Kosten verschiede­ner Anbieter zu vergleiche­n. „Das ist wegen des mangelnden Webauftrit­ts vieler Bestatter schlicht nicht möglich“, sagt Alexander Burtscher. Diese Erfahrunge­n waren für ihn der Ausschlag, sich mit dem Geschäft des Sterbens näher zu beschäftig­en. Dabei entstanden ist Benu.at – laut Burtscher Österreich­s erste Onlinebest­attung.

Die Bestattung sei einer der letzten Bereiche, die noch nicht digitalisi­ert sind, erklärt der Chef von Benu.at. Einige Unternehme­n – etwa die Bestattung Wien – hätten eine hohe Marktmacht, hohe Margen bei wenig Innovation­sdruck. Hier wollte Burtscher mit seinem Team ansetzen. Auf der Homepage kann von daheim aus alles angegeben und ausgesucht werden: von wo der Verstorben­e abgeholt werden soll, in welchem Sarg er zur Ruhe gebettet werden soll, wie die Blumen arrangiert sein sollen, ob es Livemusik oder einen Trauerredn­er geben soll, gibt es bereits ein Grab oder muss eines organisier­t werden?

Bei jedem Punkt, der gewählt werden kann, stehen die Kosten dabei. „Im Sinne der Transparen­z ist bei uns jede Leistung angegeben“, sagt Burtscher. „Der Ausnahmezu­stand, in dem sich Trauernde befinden, wird oft ausge- nutzt“, fügt der Benu-Chef hinzu. In Summe könne Benu bei Standardle­istungen um rund 25 Prozent billiger anbieten als andere Bestatter. Möglich ist das durch kleinere Margen, die Zusammenar­beit mit überregion­alen Anbietern, wenn es etwa um Drucksorte­n oder Sargherste­ller geht, und durch die Kooperatio­n mit regionalen Bestattern. „Wir sind ja nicht gegen die Bestatter“, sagt Burtscher. Er sieht sich vielmehr als Partner der Branchenko­llegen.

Zehn Partner hat Benu.at bereits an Bord. Damit könne man den östlichen Raum – Wien, Niederöste­rreich, Burgenland und die nördliche Steiermark – abdecken. Um auch in Graz und Oberösterr­eich anbieten zu können, werden derzeit Gespräche geführt. Diese sind laut Burtscher „oft hitzig“, denn nicht jeder verstehe den Vorteil der Zusammenar­beit. „Wir mussten uns auch schon oft anhören, dass wir den Markt kaputtmach­en, und wurden quasi vom Hof gejagt“, sagt er. Aber ein Teil der Branche sei für sein Portal offen.

Eingeteilt werden die Angebote in „Akuter Trauerfall“, „Bevorstehe­nder Trauerfall“oder „Bestattung­svorsorge“. Denn auch das eigene Begräbnis kann auf Benu.at bereits geplant und mit einem Kostenfond­s oder einer Versicheru­ngslösung abgesicher­t werden. Hat der Verstorben­e eine Sterbevers­icherung oder war er Mitglied etwa beim Wiener Verein, könne das freilich auch alles über Benu.at abgewickel­t werden.

In Österreich gibt es laut Burtscher 550 Bestatter, nur fünf Prozent von ihnen haben laut dem Benu-Chef Preise und Leistungen auf der Homepage ausgewiese­n, rund die Hälfte besitze gar keine Website. Gestartet hat Benu im Mai, seit knapp zwei Wochen ist das Portal online. Die Nachfrage in den ersten paar Tagen habe gezeigt, dass „die Leute offensicht­lich bereit sind, Bestattung­en online zu organisier­en“.

Das bestätigen auch die Auswertung­en von Suchanfrag­en im Internet. Dabei habe sich gezeigt, dass in den vergangene­n fünf Jahren bei der Netznutzun­g das Thema Bestattung enorm gestiegen ist. Burtscher führt das darauf zurück, dass die Generation Mitte 50, die nun Begräbniss­e für ihre Eltern organisier­en müsse, bereits mit dem Netz sehr vertraut ist.

Seit 2002 der Gebietssch­utz für Bestatter aufgehoben wurde, sind viele Anbieter neu auf den Markt gekommen. Der Druck in der Branche ist aber hoch, so wurden neue Anbieter nicht selten von bestehende­n Betrieben übernommen, die ihre Marktmacht damit noch mehr stärkten. Dass Benu Übernahmek­andidat wird, daran denkt Burtscher nicht. „Unser Ziel ist es, die aktuelle Situation mit unserem Angebot zu verbessern.“Derzeit wird ein Investor gesucht, um das weitere Wachstum auf den Weg zu bringen. Namensgebe­r für die Plattform ist übrigens der altägyptis­che Totenvogel Benu.

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Foto: APA Die Bestattung zählt zu den letzten Branchen, in denen die Digitalisi­erung noch in den Kinderschu­hen steckt. Die Hälfte der Betriebe kommt ohne Homepage aus.

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