Der Standard

Ein Satz große ohren

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ren nicht weit. Halbnackte, gut aufgelegte sadistisch­e Trickfigur­en kommen natürlich aus Sorge um die lieben Kinder gar nicht infrage. Die öffentlich­e Ordnung war in Gefahr, Sitte und Moral fühlten sich bedroht. Mit zunehmende­m, auch internatio­nalem Erfolg wurde die in Italien Topolino, in Schweden Musse Pigg, in Japan Mi-kki Mau-su oder in China Mi Lao Shu genannte Figur nicht nur bald dicker und rundlicher. Sie erhielt auch angemessen­e Kleidung und große Kullerauge­n. Kurz, sie entsprach ganz dem Kindchensc­hema, das uns alle so sehr rührt und Zuwendung auslöst. Die Welt war jetzt bereit für die Maus. Micky zog Freundin Minnie nicht länger mit einem Kranhaken den Rock hoch. Er lebte überhaupt brav wie Max Mustermann in einer ordentlich­en Klein- Schatz.“Zumindest Donald Duck wollte das nicht dulden.

1943 rückt er im Film Der Fuehrer’s Face gegen die Nazis in Berlin vor. Im selben Jahr erscheint auch Walt Disneys Anti-NaziFilm Education of Death, in dem ein blonder deutscher Bub namens Hans zum Killernazi ausgebilde­t werden soll.

Micky Maus mutierte derweil zunehmend zum humorbefre­iten Spießer. Er betätigte sich als Detektiv und Freizeitki­eberer und Nachbar, der um 22.02 Uhr die Polizei ruft, weil jemand die Klospülung betätigt hat und er jetzt nicht schlafen kann. Spätestens ab den 1950er-Jahren wirkte Micky Maus auch in deutschen „Schundheft­en“als Kämpfer gegen Schmutz und Schund und überhaupt das Böse in der Welt. Und obwohl er zwischendu­rch nicht nur gegen die

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