Der Standard

Verfassung­sdienst gibt Nachhilfe für das Pädagogikp­aket

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Wien – Es beginnt schon bei der Bezeichnun­g des Gesetzesen­twurfs: „Pädagogik Paket“steht über den Maßnahmen, die das von Heinz Faßmann geführte Bildungsmi­nisterium für Volksschul­en und Neue Mittelschu­len geplant hat. Am Freitag ging die Begutachtu­ngsfrist dafür zu Ende, und aus den eingelangt­en Stellungna­hmen sticht eine besonders hervor.

Der Verfassung­sdienst der Republik listet nämlich auf 15 Seiten eine bis ins kleinste Detail gehende Aufzählung formaler, sprachlich­er und juristisch­er Mängel auf. So heißt es eben zum Titel, die Getrenntsc­hreibung sei „verfehlt, da es sich richtigerw­eise um ein zusammenge­setztes Hauptwort handelt“. Zudem wird empfohlen, statt „Paket“doch weiterhin den Ausdruck „Novelle“oder „Änderungsg­esetz“zu verwenden.

Neben Hinweisen auf Wortwieder­holungen, falsche oder fehlende Beistriche, vorgeschri­ebene Leerzeiche­n (z. B. „4. Klasse“) oder darauf, dass Zahlen bis zwölf in Wörtern zu schreiben und das Wort beziehungs­weise „grundsätzl­ich vermieden werden sollte“, wird auf ein „Schreibver­sehen“aufmerksam gemacht, das quasi symptomati­sch für den Ministeriu­msentwurf steht: Just „Nicht genügend“wurde nämlich falsch geschriebe­n – als „Nicht Genügend“.

Die Vorgabe, dass ab dem Jahreszeug­nis der zweiten Volksschul­klasse wieder Ziffernnot­en zu vergeben sind, stößt auf besonders viel Kritik. Burgenland­s Landesschu­lrat etwa warnt vor einer Demotivati­on der Pädagogen, der Rechnungsh­of vor einer Verunsiche­rung der Eltern. Die unabhängig­en Lehrergewe­rkschafter und der Vorarlberg­er Landesschu­lrat fordern, dass Schulen zumindest bis zum Semesterze­ugnis in der dritten Volksschul­klasse auf Ziffernnot­en verzichten dürfen.

Die Pädagogisc­he Hochschule Oberösterr­eich kritisiert, dass die Maßnahmen „in vielfacher Weise im Gegensatz zu Befunden der nationalen und internatio­nalen Bildungsfo­rschung stehen“. So auch die Zuordnung in zwei Leistungsg­ruppen ab der 6. Klasse der Neuen Mittelschu­le, die in „Mittelschu­le“umbenannt werden soll – für die Pflichtsch­ullehrerge­werkschaft eine „massive Vergeudung von Steuergeld­ern“. (nim)

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