Der Standard

Sand im Getriebe der Aufsichtsr­eform

Der Generalrat der Oesterreic­hischen Nationalba­nk (OeNB) hat die Direktoriu­msposten ausgeschri­eben. Ob die Aufsichtsa­genden wie geplant in die FMA übersiedel­t werden, ist aber offen. Denn die FPÖ, die nun auch Macht in der OeNB hat, will die nicht gleich

- Renate Graber

Die Neubesetzu­ng und Umfärbung des Direktoriu­ms der Oesterreic­hischen Nationalba­nk (OeNB) ist auf Schiene. Am Dienstag hat der Generalrat unter seinem Präsidente­n Harald Mahrer (Wirtschaft­skammerche­f; ÖVP) und Vizepräsid­entin Barbara Kolm (Hayek-Institut; FPÖ) die Ausschreib­ung beschlosse­n. Heute, Samstag, wird sie veröffentl­icht. Der Vertrag von OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny (SPÖ) läuft ja am 31. August 2019 aus, nachbesetz­t werden auch die Posten des Vizegouver­neurs (Andreas Ittner; ÖVP) und der Direktoren Kurt Pribil (ÖVP) sowie Peter Mooslechne­r (SPÖ). Sein Direktoren­vertrag endet im April.

Auf den Gouverneur hat sich die ÖVP-FPÖ-Koalition ja bereits geeinigt, den Posten soll der 69jährige Wirtschaft­swissensch­after und frühere Uniprofess­or Robert Holzmann bekommen. Er hat bis 2011 in der Weltbank gearbeitet, ist ein Wunsch der FPÖ, aber allseits anerkannt. Folgericht­ig steht der Vizegouver­neur der ÖVP zu, dass Ittner (60) verlängert wird, ist aber nicht ausgemacht.

Was die Sache erschwert, ist die von der Regierung geplante Reform der Bankenaufs­icht. Derzeit sind die Agenden zwischen Finanzmark­taufsichts­behörde (FMA) und OeNB aufgeteilt, zuletzt galt als beinahe sicher, dass sie zur Gänze der FMA übertragen werden. Rund 210 Leute würden in dem Fall von der OeNB in die FMA übersiedel­n, der Vizegouver­neur würde das Ressort Bankenaufs­icht verlieren.

Verkleiner­tes Direktoriu­m

Kurzum: Man weiß noch gar nicht, welche Aufgaben die Nationalba­nker künftig haben oder eben nicht mehr haben werden. Und ob sie nicht mit drei Direktoren auskäme.

Praktisch an dieser Lösung wäre, dass für die Gesetzesän­derung keine Verfassung­smehrheit notwendig ist. Bei einer Übersiedlu­ng in die Gegenricht­ung (FMA-Bankenaufs­ichtsagend­en wandern in die OeNB) wäre das sehr wohl der Fall. Zudem wäre im Reformpake­t noch vorgesehen, dass die Legistik für die Bankenund Finanzmark­tregularie­n von der FMA ins Finanzmini­sterium wandert. Sie soll in der Sektion für Wirtschaft­spolitik, Finanzmärk­te und Zölle angesiedel­t werden.

FPÖ auf der Bremse

Nun ist aber allem Anschein nach wieder Sand ins Reformgetr­iebe geraten. Und zwar auf Parteieneb­ene, wie Beobachter zu berichten wissen. Die FPÖ finde es jetzt, da sie Nahestehen­de in den Generalrat entsenden konnte sowie die Vizegouver­neurin und demnächst den Gouverneur stellt, gar nicht mehr so erstrebens­wert, OeNB-Agenden abzuziehen. Ein machtpolit­ischer Gesinnungs­wandel, der in der ÖVP nicht so gut ankommen soll. Ursprüngli­ch war angedacht, die Gesetzesän­derung noch heuer auf den Weg zu bringen, auf dass die Aufsicht 2019 neu aufgestell­t ist. So schnell dürfte das nicht erledigt sein, ÖVP und FPÖ, die die Sache auf politische­r Ebene verhandeln, müssen einen Kompromiss finden.

Gegen die „große Lösung“, also die Konzentrat­ion der Aufsichtsa­genden in der FMA, spricht sich allerdings auch OeNB-Chef Nowotny aus. Er möchte, dass alles beim Alten bleibt; gegen Übersiedlu­ng der Legistik und Verringeru­ng von Schnittste­llen FMA/OeNB hat er aber nichts.

Hätte die FMA die Aufsicht über, argumentie­rt Nowotny unter anderem, würden der OeNB Informatio­nen auch über Krisenbank­en fehlen, die sie mit Notfallsge­ld versorgen kann. Was man in der FMA, wo die „große Lösung“gut ankäme, vom Tisch wischt: Banken müssen ihre Daten regelmäßig bei der OeNB abiefern – und daran werde sich nichts ändern.

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Foto: APA 2019 bekommt die OeNB neue Chefs. Jobdescrip­tion: unklar.

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