Der Standard

Edel wandern durch einen Maroniwald

Ein Lehrpfad mit Gipfelopti­on am Attersee

- Uwe Grinzinger

Badespaß und Gustav Klimt. Das verbindet man möglicherw­eise mit Unterach am Attersee. Edelkastan­ien dagegen weniger. Dass hier in Oberösterr­eich überhaupt „Maronibäum­e“wachsen, ist eine botanische Anomalie. Denn ihre angestammt­e Heimat ist der Mittelmeer­raum. Zwar tasten sich die wärmeliebe­nden Bäume vereinzelt in Richtung Alpensüd- und -ostrand vor. Aber nördlich der Alpen? Dort ist das Mikroklima nur an einer einzigen Stelle dermaßen günstig, dass Edelkastan­ien ihre volle Reife erlangen und sogar Wein gedeiht: auf den Sonnenhäng­en oberhalb von Unterach. Das behaupten zumindest die Einheimisc­hen. Sie feiern jedes Jahr im Herbst ein Kastanienf­est mit kulinarisc­hen Köstlichke­iten aus den begehrten Früchten, den Maroni.

Die Bäume im Edelkastan­ienwald sind jedenfalls keine kümmerlich­en Mängelexem­plare, sondern stattliche Baumpersön­lichkeiten – manche mehr als 30 Meter hoch und bis zu 300 Jahre alt. Diese holzigen Raritäten kann man auf einem Waldlehrpf­ad erleben, dessen Schilder noch den Geist vergangene­r Jahrzehnte atmen – als „Lehrpfad“noch von „belehrend“kam (textlastig, trocken, nicht interaktiv). Dafür ist der Wald rundum umso hübscher, besonders im Herbstklei­d.

Wer damit nicht ausgelaste­t ist, kann von diesem Pfad aus noch einen Abstecher auf den Hochpletts­pitz (1134 m) machen. Dieser verlängert die Wanderung beträchtli­ch: Aus einer Stunde Gesamtgehz­eit werden dann dreieinhal­b, aus 100 Metern An- und Abstieg immerhin 660. Auch gut zu wissen: Der Wald vereitelt über weite Strecken die Aussicht.

Dennoch zahlt sich der Hochpletts­pitz-Weg aus, weil er sich umso mehr eignet, um die Sinne für das Schöne im Detail zu schärfen. Für die kleinen Wunder am Wegrand, an denen man sonst achtlos vorbeiwand­ert. Das funktionie­rt ohne Aussicht, die „ablenkt“, am besten. Selbst nebelgraue­s Novemberwe­tter stört dabei überhaupt nicht. Ausgangspu­nkt: Unterach am Attersee, Parkplatz beim Friedhof (480 m) Mit Öffis:

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