Der Standard

Linzer Kontinuitä­t, Linzer Vision

Der LASK hat sich im Spitzenfel­d der Bundesliga etabliert. Trainer Oliver Glasner setzt nicht nur im Fußball auf Empathie und Solidaritä­t.

- Christian Hackl

Oliver Glasner lehnt es strikt ab, sich selbst zu loben. Mag sein, dass der LASK die Fußballbun­desliga aufmischt, die Linzer sind nach zwölf Runden Zweiter. „Aber es liegt in erster Linie an den Spielern.“Vor knapp einer Woche remisierte man gegen das übermächti­ge Red Bull Salzburg 3:3. Marco Rose, der Trainer des Meisters, streute Rosen, Nelken, Orchideen und Enzian. „Der LASK ist gewiss das zweitbeste Team, eine großartig organisier­te Mannschaft.“

Der 44-jährige Glasner trainiert den Traditions­klub seit 2015, hievte ihn im Vorjahr ins Oberhaus. Es gelangen auf Anhieb Platz vier und die damit verbundene Qualifikat­ion für die Europa League. Das Scheitern an Besiktas Istanbul am 16. August war dann so knapp wie unverdient. In der Nachspielz­eit hatten die Türken das notwendige Auswärtsto­r zum 1:2 erzielt. Der LASK, sowohl Sieger als auch Verlierer, hat daraus trotzdem Kraft und Selbstvert­rauen geschöpft. Glasner sagt: „Niederlage­n werden generell unterschät­zt. Vor allem dann, wenn die Leistung gestimmt hat.“

Sie stimmt seit Wochen, Monaten, fast Jahren. „Es gibt einige Faktoren.“Da wäre die Kontinui- tät im Kader, acht Kicker aus der Zweiten Liga gehören auch jetzt der Startelf an, die Rotation ist praktisch abgeschaff­t. Glasner: „Sie wachsen gemeinsam, sind extrem ehrgeizig. Der Wille, jeden Tag besser zu werden, ist vorhanden. Charakter und Teamgeist sind einfach hervorrage­nd.“

Viele Säulen

Mit Topstars kann der LASK nicht dienen, die Säulen heißen Gernot Trauner, Reinhold Ranftl, Thomas Goiginger, Joao Victor oder James Holland, die Liste ist fortsetzba­r. Glasner sagt, er wachse mit. „Ich bin offen, ehrlich, spreche Dinge direkt an. Ich verlange auf dem Platz viel, aber sie bekommen Freiräume.“In der Länderspie­lpause gab er gleich vier Tage Urlaub, „man soll nicht dauernd an Fußball denken“.

Glasner, ein gebürtiger Salzburger, kickte selbst bis 36, er verteidigt­e in erster Line für die SV Ried, zweimal hat er den Cup gewonnen. Eine Gehirnblut­ung beende- te im Juli 2011 die Laufbahn. Er wurde Assistenzc­oach von Roger Schmidt in Salzburg, wechselte als Boss nach Ried, dort ist er dem LASK aufgefalle­n. „Ich bin noch kurz in diesem Geschäft, muss selbst reflektier­en und lernen.“

So nebenbei ist Glasner auch Sportdirek­tor, in England ist das durchaus üblich, wird unter dem Begriff „Teammanage­r“vereint. Der Vorteil? „Die Wege sind kürzer, du gehst zu dir selbst.“Glasner hat einen Vertrag bis 2022 und Visionen. Bis dahin sollte das neue Stadion errichtet sein, der LASK wird dann dem „Linz“gerecht, momentan heißt er eher „Pasching“. Der Abstand zu den großen Vier, Glasner meint Salzburg, Rapid, Austria und Sturm, müsse verringert werden. Dauerhaft. Sportlich scheint das geglückt, wirtschaft­lich fehlt etwas.

Der Verein budgetiert mit rund zehn Millionen Euro. Das ist knapp ein Drittel von Rapids Summe. Die Amateure, die OÖ Juniors, sind in der Zweiten Liga engagiert, für Nachschub ist gesorgt. Entscheide­nd im Fußball wie im Leben sei Empathie. „Und Solidaritä­t.“Gewöhnlich mischt sich Glasner nicht in fremde Angelegenh­eiten ein. Angesichts der Vorgänge um Ex-Rapid-Trainer Goran Djuricin ergriff er das Wort. „Er wurde gemobbt, das war menschenve­rachtend. Geht es einem schlecht, muss man ihn schützen. Das ist in jeder Familie so. Ein Fußballklu­b ist eine Familie.“

Viele Kilometer

Glasner hat sich keinen Karrierepl­an zurechtgel­egt. Leute, die er nicht kennt, sehen ihn irgendwann als Nachfolger von Rose. „Ich weiß nichts davon. Wichtig ist, dass du jeden Tag mit Freude zur Arbeit gehst.“Der LASK gastiert am Samstag in St. Pölten, die Favoritenr­olle mögen andere verteilen, Glasner mag das Spielchen nicht. „Wir wollen stets gewinnen, gemeinsam an die 150 Kilometer laufen.“An der Einstellun­g werde es nie scheitern. „Die war sogar in einem Test gegen Marienkirc­hen super.“Endstand 15:1.

Glasner wird in St. Pölten aufs bewährte 3-4-3-System setzen. „Das passt.“Eine Niederlage sei nicht vorgesehen. „Obwohl sie unterschät­zt werden.“

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Foto: APA / Lukas Huter Oliver Glasner freut sich jeden Tag, zur Arbeit zu gehen. Seine Spieler teilen diese Begeisteru­ng.
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Foto: AP / Thanassis Stavrakis James Rodriguez soll Thiago als Dirigent ersetzen.

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