Der Standard

Auspuffkar­te

- Luise Ungerboeck

Die Absicht ist klar und rechtlich zweifellos legitim: Wie in hunderten Einzelverf­ahren, die an Bezirksund Landesgeri­chten verhandelt wurden, bestreitet Volkswagen auch im Sammelklag­e-Verfahren des Vereins für Konsumente­ninformati­on, dass die bis Herbst 2015 in Österreich verkauften 400.000 VWs, Audis, Škodas und Seats keine Clean-Diesel waren, wie in bunten Prospekten angepriese­n. Sie waren so mangelhaft, dass die Zulassungs­behörde den Rückruf in die Werkstatt anordnete.

Drei Jahre nach Auffliegen der Abgasmanip­ulationen scheinen die Wolfsburge­r Autobauer übermütig zu werden. Um die juristisch­e Krücke „Sammelklag­e österreich­ischer Prägung“auszuhebel­n, stellt die Volkswagen AG jetzt sogar in Abrede, als Hersteller für die Audi-, Seat- und Škoda-Modelle mit baugleiche­n Motoren und unzulässig­er Motorsteue­rung verantwort­lich zu sein. Kläger verweist man, salopp formuliert, ans Salzamt.

Erklären lässt sich diese Argumentat­ion am ehesten mit Nervosität. Eine Sammelklag­e von zehntausen­d Konsumente­n ist selbst für einen Milliarden­konzern ein anderes Kaliber als die Klage eines kleinen VW-Besitzers. Im Lichte von 2,5 Millionen Betroffene­n in Deutschlan­d, wo spät, aber doch eine Musterfest­stellungsk­lage ermöglicht wurde, geht ein solcher Vergleich schnell in die Milliarden.

Angesagt wären vertrauens­bildende Maßnahmen. Aber die Volkswagen-Chefs zeigen nur die Auspuffkar­te.

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