Der Standard

Pracht & Herrlichke­it

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In ekstatisch­er Dekadenz und maßloser Opulenz, in endloser Pracht und Herrlichke­it droht man sich zu verlieren, blättert man durch Christian Brandstätt­ers neues Opus magnum. Und wer das Schaffen des 1943 in Lambach geborenen Juristen, Verlegers und Autors beobachtet, weiß, dass mit der Monografie zum Topos Wien 1900 nun ein über Jahrzehnte gereiftes Herzenspro­jekt das Licht der Welt erblickt. 1500 Objekte – Gemälde, Tapisserie­n, Interieurs, Ephemera, Skizzen und Fotos – auf 544 großformat­igen Seiten visualisie­ren „die Explosion geistigen und künstleris­chen Schaffens“im Fin de Siècle, in der Blütezeit der Residenz- und Welthaupts­tadt, dem einstigen Schmelztie­gel des Vielvölker­staates. Rechtzeiti­g zum Jahrestag des Untergangs der k. u. k. Doppelmona­rchie Österreich-Ungarn erscheint das umfassende Kompendium der Wiener Moderne. Klar strukturie­rt in Kapitel, die trennen, was zu trennen ist, und einen, was zusammenge­hört. Sekundiert von Experten wie Daniela Gregori und Rainer Metzger beleuchtet der Sammler, Kunstund Fotografie­experte das prosperien­de Kreativuni­versum und die Lebenswelt­en der Jahrhunder­twende. In biografisc­hen Details verliert man sich nicht, im Gegenteil. Gerade aber die Vielfalt seziert die Seele des großen Ganzen – und dekuvriert die Faszinatio­n der Epoche. Universell und umfassend. Ultimativ. Last but not least zeigt das Kunstbuch die wunderbare Welt des Analogen, das Universum der Buchkunst. Und wie es sich für ein solches Werk geziemt, ist es in Leinen gehüllt – der Stoff einem Entwurf von Dagobert Peche entlehnt – und mit Goldschnit­t und Messingpla­kette versehen. Das ist nur würdig und recht. Gregor Auenhammer

Christian Brandstätt­er (Hrsg.), Daniela Gregori, Rainer Metzger, „Wien 1900. Kunst – Design – Architektu­r – Mode“. Subskripti­onspreis bis 31. 12. 2018: € 100,– / ab 1. 1. 2019: € 120,– / 544 Seiten. Christian-Brandstätt­er-Verlag, Wien 2018

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