Ganz leicht, kein Problem
Die digitalen Jungen sind nur kurz da, dann schnell wieder weg – ein Phänomen vom Valley bis nach Wien-Simmering. „Unerklärlich“, quasi eine fremde DNA, aber sonst gut beforscht, man vermutet die Helikopter-Eltern als Schuldige, die ohne Konsequenz und mit viel Watte zwischen Wirklichkeit und Kinderstube eine Kohorte Egomanen erzogen haben, die „ihren Arsch nicht hochkriegen“(Evi Hartmann). Und in Umfragen geben sie sich noch dazu „enttäuscht“(Deloitte) von Unterneh- men. Empörend. Eine Ungeheuerlichkeit. Eigentlich sollte an dieser Stelle intensive Nabelschau stattfinden.
Aber stattdessen setzt breite Ratlosigkeit ein, denn die Energie ist schon verbraucht mit dem Suchen nach anderen – Eltern, soziale Medien, zu viel Sicherheit in der Herkunft –, die Verursacher sind.
Mag alles richtig sein, bietet aber keinen Ansatzpunkt für Unternehmen, die unter Mangel an qualifiziertem Nachwuchs leiden.
Für sie ist die einzig relevante Frage: Was ist unser Anteil? Wo passen Promise & Deliver nicht? Und da drängt sich querbeet ein anderes Phänomen ins Bild. Firmen versprechen oft nicht weniger als den Himmel. Und liefern vermutlich nach ein, zwei Jahren: Wirklichkeit. Suggeriert wird zwecks Anwerbung, dass hier alles ganz toll und vor allem ganz leicht und lustig ist.
Vereinbarkeit? Kein Problem. Wir lieben Kinder. (Allerdings bitte nach der Arbeit und bitte gesund). Work-Life-Balance? Aber sicher! (Aber natürlich nicht, wenn Projekte anstehen oder wir gerade reorganisieren, wie immer und laufend.) Diversität? Aber klar doch, unsere Selbstverständlichkeit. (Aber nur dort, wo es unserem Business-Case dient. Leibliche Verfassung usw., das muss schon hinhauen.) Superteamgeist! (Eh! Dass Generationen und Abteilungen im Krieg um knappe Ressourcen sind, Vorgesetzte voller Defizite – dafür können wir doch nichts.)