Der Standard

Hocheggers Geständnis

Der erste Prozesstag in der Causa Telekom begann mit einem Teilschuld­bekenntnis des Lobbyisten Peter Hochegger, andere taten es ihm gleich. Wer auf der Anklageban­k vermisst wurde: Politiker, die kassierten.

- Renate Graber

Der Lobbyist Peter Hochegger legte am ersten Prozesstag in der Causa Telekom ein Teilschuld­bekenntnis ab.

Spürbar ruhiger und viel weniger aufgeregt als beim Buwog-Prozess hat die Verhandlun­g zur Causa Telekom/Parteienfi­nanzierung am Dienstag im Straflande­sgericht Wien begonnen. „Die alten Bekannten“(Staatsanwa­ltschaft) Peter Hochegger und Walter Meischberg­er haben auf der Anklageban­k Platz genommen, es wirkte, als gehe es um reine Routine, Business as usual.

Hochegger, in knallrotem Pullover und Jeans, Meischberg­er wie immer im Anzug. Neben ihnen Ex-Telekom-Vorstand Rudolf Fischer, auch er wirkte schon recht abgeklärt: Er wurde bisher drei Mal rechtskräf­tig verurteilt. Anders als in der Korruption­scausa Buwog gab es in den Plädoyers der Verteidige­r gleich mehrere (Teil-) Schuldeinb­ekenntniss­e. Neben Hochegger wird auch Fischer in einigen Fällen Verantwort­ung übernehmen, so sein Anwalt.

Die beiden weiteren Angeklagte­n, Michael F. und der Personalve­rtreter Franz K., wollen eine Di- version – sie müssen daher den Tathergang aufklären und hoffen auf Geldbuße beziehungs­weise gemeinnütz­ige Leistungen statt Verurteilu­ng.

Im Zentrum standen neuerlich Fischer und Hochegger, der über die Agentur Valora quasi die Zahlungen aus der „schwarzen Kasse“an Politiker, Interessen­vertreter, einen Fußballclu­b und viele andere Gruppen und Organisati­onen für die Telekom abgewickel­t haben soll. Vielfach im Auftrag von Rudolf Fischer, der laut seinem Anwalt nun von der Staatsanwa­ltschaft als „Sündenbock“dargestell­t werde. Wer fehle, seien die tatsächlic­hen Profiteure, nämlich die Politiker, sagte Fischers Anwalt Otto Dietrich. Es handle sich daher um eine „Anklage der Auslassung­en“.

Dietrich beschrieb ein System der „Begehrlich­keiten der Politik“, das nach dem Regierungs­wechsel im Jahr 2000 entstanden sei. „Sich diesem System zu unterwerfe­n“sei sicher ein Fehler gewesen, doch ob das strafrecht­lich relevant sei, stehe auf einem anderen Blatt Papier, erläuterte Fischers Rechtsvert­reter.

Guten Willen erkauft

Hocheggers Anwalt Leonhard Kregcjk differenzi­erte zwischen dem Geldtopf und den Auszahlung­en. Das Anlegen einer „Liquidität­sreserve“hielt der Verteidige­r nicht für angreifbar, sehr wohl aber manche Auszahlung­en aus dem Topf. Sein Mandant habe u. a. Rechnungen gezahlt, die nur der Korruption gedient hätten, so Kregcjk. Damit habe er der Tele- kom den „Goodwill der Republik“erkauft. Für diese Zahlungen – samt Scheinrech­nungen – werde sich Hochegger denn auch schuldig bekennen.

Konkret nannte der Anwalt dabei die Zahlungen an Exvizekanz­ler Hubert Gorbach (FPÖ/BZÖ), dessen Sekretärin und an die SPÖ unter Parteichef Alfred Gusenbauer. Wobei Kregcjk bei Gorbach schon eine kleine Gegenleist­ung für die Zahlungen erwähnte: Rudolf Fischer sei im Gegenzug immerhin in den Aufsichtsr­at des staatliche­n Straßenfin­anzierers Asfinag gehievt worden. Das Versorgung­sgeld für Gorbachs Sekretärin sei hingegen nur ein Dankeschön gewesen.

Als erster Angeklagte­r musste sich der frühere, schwarze Personalve­rtreter Franz K. den Fragen von Richterin Marion Hohenecker stellen. Er bekam 138.000 Euro von der Valora, von denen er rund zwei Drittel zurückerst­attet hat.

Warum er die Hand aufhielt? Im Unterschie­d zu Vertretern der roten Gewerkscha­ftsfraktio­n FSG sowie seinem schwarzen Vorgänger habe er als Betriebsra­t eine bestimmte Zulage nicht erhalten und daher „nur“3700 Euro netto monatlich verdient. Auch ein 7erBMW als Dienstwage­n ging sich nicht aus, lediglich ein Golf wurde ihm offeriert, den K. freilich ablehnte. Letztlich wurde es ein Audi A4. Finanziell glich man die ihm vorenthalt­ene Zulage in Form vom Valora-Zahlungen aus. Vor Gericht gestand K. die Annahme der Zuwendunge­n als Fehler ein und ersuchte um eine Diversion.

Ganz anders Walter Meischberg­er, der Exlobbyist und wie Hochegger im Buwog-Prozess angeklagt. Er sieht keine Verfehlung­en seinerseit­s, den Vorwurf der Geldwäsche­rei weist er folglich strikt zurück. p Liveticker Mittwoch ab 9.30 Uhr

derStandar­d.at/Wirtschaft

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Wieder einmal auf der Anklageban­k: Rudolf Fischer, Peter Hochegger und Walter Meischberg­er (erste Reihe von rechts).

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