Der Standard

Das ist „irre“

- Ljubiša Tošić

Beim deutschen Nachbarn wird bereits zum Sonnenaufg­ang im Früh-TV öffentlich-rechtlich um Wähler gerungen. Nie war es verständli­cher! Es geht rund in der Abschiedse­poche von Angela Merkel, die nun an allem schuld sein soll. Die SPD rudert im löchrigen Koalitions­schlauchbo­ot ums Leiberl, ExKanzler Schröder sieht Neuwahlen nahen. Die SPD-Führung stellt sich allerdings kollektiv der Öffentlich­keit, will von den Ideen ihres Hartz-IVErfinder­s nix wissen.

Es gibt aber auch gute Nachrichte­n für die SPD. Jedenfalls solche, die telegene Aufregung erlauben. Der nun endlich – vom menschlich enttäuscht­en Innenminis­ter Horst Seehofer (schaute traurig) – in den Ruhestand versetzte Verfassung­sschutzche­f Hans-Georg Maaßen hat die SPD quasi als von linksradik­alen Koalitions­piraten entführte Partei bezeichnet. Das provoziert Kopfschütt­eln, da kann der SPD-Mann im Morgenmaga­zin loslegen: „Irre“sei das, was Maaßen behauptet.

Ja, die deutsche Politik wirkt leicht verhaltens­auffällig, wobei es im Norden auch glückliche Politiker gibt. In der ZiB 24 strahlt Hubert Aiwanger. Der Chef der Freien Wähler, die in Weltrekord­zeit mit der CSU einen Koalitions­pakt geschmiede­t haben, ist sichtlich stolz, auch Interesse des südlichen TV-Nachbarn geweckt zu haben. Bei aller Dankbarkei­t will er die Grenze zu Österreich nicht einfach so offen lassen.

Vielleicht hat ihn aber auch der Moderator genervt, der Nicknames für die bayrische Koalition aufzählt: Papaya-Koalition, Spezikoali­tion, Miteinande­rkoalition, Familienko­alition – es wurde einem leicht schwindeli­g. Ein Maaßen wäre wohl überzeugt, dass hinter dem Aufzählmod­erator Frau Merkel steckt. p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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