Der Standard

Unsicherhe­itsministe­rium

- Fabian Schmid

Es kann sein, dass die FPÖ enormen Druck auf die Staatsanwa­ltschaft ausgeübt hat, um den Verfassung­sschutz zu „stürmen“und dessen Arbeit zu desavouier­en. Es kann aber auch sein, dass die neue Führung im Innenminis­terium ehrlich bemüht war, Missstände abzustelle­n. Es gibt Indizien für beide Varianten, ein letztgülti­ges Urteil ist derzeit noch nicht möglich.

Fakt ist aber, dass die BVT-Affäre himmelschr­eiende Inkompeten­zen offenbart, und zwar auf allen Seiten. Handelnde Personen im Innenminis­terium haben schlampig agiert – sich zum Beispiel im FPÖ-Klub statt im Innenminis­terium mit BVT-Beamten getroffen. Eine wirklich schiefe Optik, die sich leicht hätte vermeiden lassen. Aber auch im BVT ging es besorgnise­rregend zu: Da verschickt­en Beamte Nazi-Bilder in Whatsapp-Gruppen, da wurde Vetternwir­tschaft betrieben und bei Dienstverf­ehlungen nur halbherzig durchgegri­ffen – von der Staatsanwa­ltschaft und ihren Ermittlung­spannen ganz zu schweigen.

Nun sollte man die Konsequenz­en ziehen und neu starten. Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) wird nicht zurücktret­en, die jüngsten Enthüllung­en lieferten dafür auch keine neuen Argumente. Aber Kickl muss nun schleunigs­t dafür sorgen, dass mehr Sachversta­nd und Bürokratie statt Schludrigk­eit ins Innenminis­terium und in das BVT einziehen. Sonst ist die Sicherheit der Republik in den falschen Händen – und daran wird man Kickl einst messen.

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