Der Standard

Rücktritt nach Fehlern ist für Neos nicht genug

Die Neos wollen, dass Politiker für falsche Entscheidu­ngen haften – etwa im Fall des Spitals Nord. Die Forderung kommt nicht zufällig: Am Dienstag ist Ex- Stadträtin Sonja Wehsely in der U-Kommission.

- Lara Hagen

Nach bestem Wissen und Gewissen – so sollen Politiker ihre Entscheidu­ngen treffen. Und wenn das nicht der Fall ist, braucht es Konsequenz­en. Das sagten die stellvertr­etende Klubobfrau der Neos, Irmgard Griss, und der Chef der Wiener Neos, Christoph Wiederkehr, am Donnerstag. „Politiker sollen ihre Entscheidu­ngen so sorgfältig treffen, wie es auch Entscheidu­ngsträger in der Privatwirt­schaft tun müssen“, sagt Griss. Politikerh­aftung soll es dann geben, wenn politische Entscheidu­ngsträger „rechtswidr­ig und schuldhaft“gehandelt haben, ein Schaden müsse dafür entstanden sein.

Zum Vergleich mit der Wirtschaft ziehen die Pinken die „Business Judgment Rule“heran, die dort gelte.

Konkret stellen sich die Neos das so vor: Der Stadtrechn­ungshof soll, wenn er Hinweise auf schuldhaft­es Fehlverhal­ten findet, eine Feststellu­ng des Gerichts beantragen. Dieses prüft dann die individuel­le Verantwort­ung: Hat der Politiker nach bestem Wissen und Gewissen auf einer sorgsam aufbereite­ten Entscheidu­ngsgrundla­ge zum Wohl der Allgemeinh­eit entschiede­n?

Nicht passiert sei das beim Wiener Bauprojekt Krankenhau­s Nord. „In der Untersuchu­ngskommiss­ion sehen wir eine fehlende Verantwort­ungskultur. Wir sehen auch eine fehlende Sorgfalt, dass sachfremde Interessen vorgezogen wurden und dass es obendrein noch ein Anlügen von Bürgern gegeben hat“, sagt Wiederkehr. Was er damit meint: Die damalige Stadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) habe schon länger von Mehrkosten und Verspätung­en beim Spitalsbau gewusst, die Öffentlich­keit aber bewusst erst nach der Wien-Wahl 2015 informiert.

Wehsely tritt am Dienstag zum ersten Mal in der Untersuchu­ngskommiss­ion auf. Als Stadträtin war sie von 2007 bis 2017 für den Krankenans­taltenverb­und (KAV) und damit für den Bau des Spitals in Floridsdor­f zuständig.

Die Entscheidu­ng, dass der KAV selbst als Bauherr agieren soll, und die Tatsache, dass er hunderte Gewerke ausgeschri­eben hat, verursacht­en bis heute Kosten, sagt Wiederkehr. Manche Zeugen sprachen von bis zu 500 Millionen Euro. Auch der Rechnungsh­of habe betont, dass dies eine Fehlentsch­eidung war. Diese solle also Konsequenz­en haben.

Präventive Wirkung

Dass in der Untersuchu­ngskommiss­ion jener Gutachter, der dieses Modell empfahl, betonte, dass diese Vorgehensw­eise per se nicht schlecht sei, der KAV dafür aber nicht entspreche­nd gerüstet war, will Wiederkehr nicht gelten lassen. „Als Stadträtin muss ich mich über den Zustand im KAV informiere­n und einschätze­n können, ob eine solche Vorgehensw­eise machbar ist.“

Ob andere Parteien den Vorstoß der Pinken für eine Politikerh­aftung unterstütz­en, ist noch nicht klar. Wiederkehr: „Mir geht es darum, einmal anzusprech­en, welche rechtliche­n Möglichkei­ten es gibt, Verantwort­ung zu übernehmen.“Griss hofft, dass eine solche Regelung präventiv wirkt. Politiker müssten dabei nicht den ganzen Schaden abdecken, es reiche, wenn sie einen „gewissen Betrag“zahlen.

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Verspätung und Mehrkosten beim Spital in Wien-Floridsdor­f sollen laut Neos Konsequenz­en haben.

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