Siemens-Chef macht sich Mut
Um die Fusion der Verkehrssparte mit dem französischen Rivalen Alstom zu retten, signalisiert Siemens der EU-Kommission Zugeständnisse. Trotz Handelskriegs will man moderat wachsen.
Siemens ist für eine Genehmigung der Fusion mit dem französischen Rivalen Alstom zu Zugeständnissen bereit. Beim geplanten Zusammenschluss der beiden Mobilitätssparten gebe es „teilweise Überschneidungen, die wettbewerbsrechtliche Fragestellungen“aufwerfen würden. Siemens sei bereit, Geschäfte in bestimmten Regionen zu verkaufen, um von der EU-Kommission grünes Licht zu er- halten, signalisierte Siemens-Chef Joe Kaeser bei Vorlage der Jahresbilanz.
Er verwies darauf, dass China, die Heimat des Weltmarktführers CRRC, die Fusion ohne Auflagen durchgewinkt habe. Wenn die Brüsseler Wettbewerbshüter die Fusion nicht genehmigten, habe Siemens andere Optionen, sagte Kaeser, ohne konkreter zu werden. Alternativ erwäge Siemens einen Börsengang, heißt es.
Von Handelskriegen und politischen Einflüssen gibt sich der Elektromulti unbeirrt und stellt für das Geschäftsjahr 2018/19 ein „moderates“Umsatzwachstum von drei bis fünf Prozent in Aussicht. Der operative Gewinn soll auf vergleichbarer Basis wachsen, die Rendite aus dem Industriegeschäft auf elf bis zwölf Prozent. „Das ist in diesem Umfeld eine mutige Prognose“, sagte Kaeser. Bisher zeigten sich bei Industrie- software und kurzzyklischen Gütern keine negativen geopolitischen Einflüsse, sagte Finanzchef Ralf Thomas.
Dabei kämpft Siemens im meist staatlichen Infrastrukturgeschäft durchaus mit politischen Faktoren. Den gegen GE ergatterten Milliarden-Energieauftrag im Irak werde man sich mit GE wohl teilen müssen: „Wir möchten nur Geschäfte machen. Wir schicken keine Kampfhubschrauber hin“, so Kaeser. Auch der Kraftwerkssparte wären Aufträge aus Saudi-Arabien gut angestanden. Ihr Gewinn brach um drei Viertel ein – auch wegen des Abbaus von weltweit rund 6000 Stellen allein im vierten Quartal. Der Konzernumsatz stieg währungsbereinigt um zwei Prozent auf 83,0 Milliarden Euro, der Auftragseingang um acht Prozent auf 91,3 Milliarden. Der Nettogewinn stagnierte bei 6,1 Milliarden. (Reuters)