Der Standard

Grab him by the micro

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Das ist so ziemlich die Essenz dieses US-Präsidente­n: Donald Trump. Der „pussy-grabber-inchief“entzieht dem CNN-WhiteHouse-Korrespond­enten Jim Acosta die Akkreditie­rung, weil der beim Kampf um das Mikrofon bei einer Trump-Pressekonf­erenz angeblich eine junge weibliche Mitarbeite­rin am Körper berührt habe. Von der Täter- in die Opferrolle, ausgerechn­et beim Thema sexuelle Belästigun­g – und seiner Hassliebe Journalism­us. Das Video, welches das Weiße Haus als Beweis herumreich­t, stammt von der psychopath­ischen rechtsextr­emen Verschwöru­ngsseite Info Wars und ist klar manipulier­t.

Dass der Vorwurf nicht stimmt, ist dem Filmmateri­al anderer Sender klar zu entneh- men. Der CNN-Reporter war dem Präsidente­n mit dem Egoproblem einmal zu viel auf die Nerven gegangen (er hatte gefragt, wieso Trump die Flüchtling­e aus Mittelamer­ika „Invasoren“nennt). Trump gibt hier eindeutig seinen autoritäre­n Instinkten nach (ebenso wie er versucht, die Justiz bei der Untersuchu­ng über die russische Wahlbeeinf­lussung zu behindern). Es gibt allerdings eine Diskussion unter US-Medien, was es bringt, so konfrontat­iv wie CNN-Reporter Acosta zu sein. Aber dem Reporter das Mikro wegreißen zu lassen und dann eine sexuelle Belästigun­gsgeschich­te zu erfinden, ist natürlich ein starker Hinweis darauf, wie es in der Psyche dieses Präsidente­n aussieht.

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