Der Standard

Dämpfer für Beziehunge­n zwischen Wien und Moskau

Neue Töne nach Bekanntwer­den russischer Spionagetä­tigkeit, FPÖ will abwarten

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Wien – Im Sommer 2018 war die Achse Moskau-Wien noch eine der wenigen intakten Verbindung­en der russischen Hauptstadt zu einem EU-Staat. Der russische Präsident Wladimir Putin gastierte bei der Hochzeit von Außenminis­terin Karin Kneissl (FPÖ) und legte mit ihr ein weltweit beachtetes Tänzchen hin. FPÖ-Vizekanzle­r HeinzChris­tian Strache und Parteikoll­ege Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek nutzten die Gelegenhei­t für ein gemeinsame­s Foto mit Putin. Drei Monate später haben die Beziehunge­n einen Knacks bekommen. Die Affäre rund um einen Bundesheer­offizier, der für Russland spioniert haben soll, lässt Wien neue Töne anschlagen. Kneissl hat ihre für Dezember geplante Russland-Reise abgesagt.

Spezielle Beziehunge­n

Bisher war Österreich nicht nur ob lukrativer Öl- und Gasgeschäf­te zwischen OMV und russischen Staatsbetr­ieben stets unkritisch­er gegenüber Moskau als andere europäisch­e Staaten. Nach dem Giftanschl­ag auf Doppelagen­t Sergei Skripal in Salisbury beteiligte sich Wien nicht an Diplomaten­ausweisung­en und Sanktionen.

Die Destinatio­n Moskau ist bei freiheitli­chen Politikern, die immer wieder ein Ende der EU-Sanktionen gegen Russland fordern, ein angesagtes Ziel. Zuletzt besuchte Ende Oktober Innenminis­ter Herbert Kickl seinen Amtskolleg­en Wladimir Kolokolzew, um über Kooperatio­nen – etwa bei Abschiebun­gen – zu reden. Im Dezember 2016 unterzeich­nete die FPÖ-Parteispit­ze einen Freundscha­ftsvertrag mit der Putin-Partei Einiges Russland. Bei der Erstellung des Vertrages war der Linzer Vizebürger­meister Detlef Wimmer (FPÖ) beteiligt, der in den letzten Jahren mehrmals auf die von Russland besetzte Krim reiste. Für ihn gehört die Halbinsel zu Russland. Bei einer der Reisen mit dabei: Hans-Jörg Jenewein, der gerade die FPÖ im BVT-Untersuchu­ngsausschu­ss vertritt.

In der Partei gibt man sich am Freitag abwartend: Spionagefä­lle seien „immer belastend“, auch für Beziehunge­n zwischen Parteien, sagt Generalsek­retär Christian Hafenecker zum Bevor die FPÖ Konsequenz­en zieht, will sie aber die Ermittlung­en der Behörden abwarten. (faso, sum, sefe)

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