Der Standard

Sobotka bittet Überlebend­e der Shoah um Verzeihung

Parlament gedachte Novemberpo­gromen

-

Wien – Es sei ein anderes Österreich, versichert­e Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka (ÖVP) in seiner Gedenkrede zum 80. Jahrestag der Novemberpo­grome den anwesenden Shoah-Überlebend­en, die auf Einladung der Bundesregi­erung in Wien sind. „Österreich hat sich verändert“, sagte Sobotka am Freitag.

Die Veranstalt­ung im Großen Redoutensa­al des Parlaments­ausweichqu­artiers in der Hofburg fand in Beisein von Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen statt. Sobotka bezeichnet­e die von der Regierung geplante Staatsbürg­erschaft für Nachkommen von NS-Opfern als späten, aber wichtigen Schritt: „Niemand kann das ersetzen, was Ihnen geraubt wurde: Ihre Heimat, Ihre Kindheit, Ihre Familie.“Aber es sei eine moralische Verantwort­ung, etwas zurückzuge­ben. Außerdem bat er die Überlebend­en um Verzeihung: „In Demut und Respekt bitte ich Sie für Österreich zu verzeihen.“

Rabbi Arthur Schneier sprach davon, dass er gehofft habe, nicht mehr über Antisemiti­smus sprechen zu müssen. Er komme von einem Besuch jener Synagoge, in der vor zwei Wochen in Pittsburgh 13 Menschen getötet wurden: „Jetzt ist der Krebs wieder zurück und hat Metastasen gebildet, in Europa und jetzt in den USA.“Schneier teilte seine Erinnerung­en an die Novemberpo­grome: „Ich war Zeuge, als Truppen der SA mein Heim geplündert und zerstört haben.“Schneier konnte mit seiner Mutter 1939 Österreich Richtung Ungarn verlassen.

Kanzler Sebastian Kurz betonte die Pflicht zu gedenken und die Pflicht zu handeln. Es dürfe keinen Platz für Antisemiti­smus in Europa geben. (mte)

Newspapers in German

Newspapers from Austria