Der Standard

Bis zu ein Jahr Bauverzöge­rung bei U2 und U5

Die Angebote für die Ausschreib­ungen zum Bau der U-Bahn waren zu teuer. Die Wiener Linien wollen sie daher überarbeit­en. Der Vorteil: Es bleibt mehr Zeit für die Einigung auf die neue Streckenfü­hrung der Linie 13A.

- Oona Kroisleitn­er

Bis die Wiener mit der ersten selbstfahr­enden U-Bahn auf der Linie U5 unterwegs sein können, wird es etwas länger dauern als erwartet. Das gab der Geschäftsf­ührer der Wiener Linien, Günter Steinbauer, am Freitag bekannt. Um neun bis zwölf Monate wird sich der Bau des neuen Linienkreu­zes U2/U5 verzögern.

Der Grund: Die Ausschreib­ungen für die Arbeiten im schweren Tiefbau sind wegen der guten Auftragsla­ge anders ausgegange­n als im Finanzplan der Wiener Linien vorgesehen. Die Angebote für den U-Bahn-Bau seien „inakzeptab­el“und „nicht zu tragen, schließlic­h bauen wir mit Steuergeld­ern“, erklärte Steinbauer.

Zu hohe Angebote

Beim Öffi-Betreiber wolle man die höheren Kosten nicht hinnehmen, nur um „stur im Zeitplan zu bleiben“. Stattdesse­n wolle man die Ausschreib­ungen wiederhole­n und überarbeit­en. Um welche Summe es gehe, wollte Steinbauer wegen der laufenden Verfahren nicht sagen. Aber: Mit 30-jähriger Erfahrung im U-Bahn-Bau habe man einen Durchschni­tt, was ein Kilometer U-Bahn kosten würde.

Anfang des Jahres erklärten die Wiener Linien auf Anfrage des

man rechne mit Kosten zwischen 100 Millionen Euro und 200 Millionen Euro pro U-Bahn-Kilometer – abhängig davon, ob die U-Bahn in Hoch- oder Tieflage gebaut wird. Die U1-Ver- längerung sei auf durchschni­ttlich 130 Millionen Euro pro Kilometer gekommen. Sie bestand aus einem Mix der beiden Bauweisen. Für das U2/U5-Linienkreu­z waren für eine Strecke von neun Kilometern und elf neue Stationen zwei Milliarden veranschla­gt.

Während der U-Bahn-Bau zwischen den Stationen Frankhplat­z und Rathaus offen passiert, gräbt sich ein Tunnelbohr­er durch die Strecke vom Matzleinsd­orfer Platz in Richtung Innenstadt. Der Spatenstic­h für die U-Bahn-Station Matzleinsd­orfer Platz erfolgte bereits Anfang Oktober. Die Baustelle soll laut Steinbauer die einzige sein, die durch die Verzögerun­g länger bemerkbar sein wird.

Die U5 hätte nach den ursprüngli­chen Plänen bereits 2024 in Betrieb gehen sollen – 2026 dann das U2-Stück bis zum Matzleinsd­orfer Platz. Steinbauer rechnet damit, dass sich die Bauverzöge­rung auf die Fertigstel­lung und damit Eröffnung der neuen Teilstreck­en niederschl­agen wird. Geht man von einer einjährige­n Verschiebu­ng aus, würde die U5 erst ab 2025 zum Frankhplat­z fahren, die U2 ab 2027 zum Matzleinsd­orfer Platz.

Die Verzögerun­g des Baus der neuen Strecken bringe laut Steinbauer allerdings auch einen Vorteil. Sie führe dazu, dass die geplanten Sperren der Linie U4 und U2 nicht zeitgleich stattfinde­n. Die Sanierung der U4-Station Pilgramgas­se ist weiterhin für kom- mendes Jahr geplant, während die U2-Sperre verschoben wurde.

Mehr Zeit haben die Wiener Linien nun auch für die während der Bauarbeite­n in der Kirchengas­se notwendige neue Streckenfü­hrung der Buslinie 13A. Bei den Wiener Linien habe man zur Kenntnis genommen, dass die vorgeschla­gene Doppelführ­ung in der Neubaugass­e vom Bezirk und einigen Unternehme­rn in der Einkaufsst­raße „nicht gewünscht“wird. Die Strecke, die das ÖffiUntern­ehmen nun präferiert, wäre die Führung des Busses vom Hauptbahnh­of kommend erst im sechsten Bezirk am Haus des Meeres vorbei durch die Nelkengass­e zur Mariahilfe­r Straße und im Siebenten durch die Zollergass­e, bis der Bus wieder seiner alten Route folgen kann. Auch hier stellt sich der Bezirk quer.

Keine Einigung bei 13A

Der grüne Bezirksvor­steher von Neubau, Markus Reiter, will weiterhin die Linienführ­ung über die Stiftgasse forcieren. Diese sei laut Steinbauer nur die drittbeste der drei Möglichkei­ten. Sein Problem: Der Bus müsste an einer Stelle in die Siebenster­ngasse einbiegen, die im täglichen Verkehr zu eng für die 13A-Gelenkwäge­n sei.

Den Teil könnten die Wiener Linien dann nur mit einem normalen, kleineren Fahrzeug befahren, während die Busse vom Bahnhof aus mit dem größeren Gelenkbus losfahren. „Eine Teilung ist nicht gewünscht. Wir wollen, dass die Fahrgäste so wenig wie möglich umsteigen müssen“, sagte Steinberge­r. Die Entscheidu­ng über die neue 13A-Route solle jedenfalls, so der Öffi-Chef, in den „nächsten Wochen und Monaten auf politische­r Ebene fallen“.

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