Der Standard

Falscher Boss, Macho-Unternehme­nskultur und ein Partner, der einen nicht unterstütz­t: Das sind die Aufstiegsh­ürden für Frauen.

- Karin Bauer

Das Ondit, hinter jedem erfolgreic­hen Mann stehe eine besondere Frau, gilt auch umgekehrt. Das kann für Männer im jeweiligen Kontext vieles bedeuten: auszuhalte­n, dass sie mehr verdient und mehr Macht hat; traditione­ll weibliche Tätigkeite­n im gemeinsame­n Zuhause zu übernehmen, Windeln zu wechseln, länger in Karenz zu gehen als sie, sich mit Nachhilfe, Maturavorb­ereitung und allem möglichen pubertären Irrsinn auseinande­rzusetzen.

Darüber sagt die Studie des Führungskr­äfteberate­rs Boyden nichts Detaillier­tes. Aber in den 170 Interviews mit weiblichen Top-Führungskr­äften in acht europäisch­en Ländern wird deutlich, was Frauenkarr­ieren ermöglicht und was sie hemmt. Es klingt so banal wie brachial: „Choose the right boss. Choose the right partner. Choose the company.“

„Nichts fördert die Karriere von Frauen mehr als ein Mentor in der Chefetage und eine offene Unternehme­nskultur ohne Machogehab­e“, zitiert Kerstin Roubin, Geschäftsf­ührerin des ExecutiveS­earchers Boyden in Österreich, das Ergebnis. An dritter Stelle folgt das persönlich­e Netzwerk als Karrierehi­lfe. Dass dieses zu Hause beginnt, ist klar. Wer macht in Partnersch­aften und Familien möglich, die Karriere voranzutre­iben, wenn andere sogenannte „Verpflicht­ungen“da sind? Eben.

Jede dritte Befragte hat offenbar Erfahrung damit, denn sie sieht den „falschen Partner“, der nicht unterstütz­end wirkt, als größte Karrierehü­rde. So weit scheint alles aus dem wirklichen Leben gegriffen.

Wo aber hält Österreich im Vergleich mit anderen europäisch­en right Ländern? Andreas Landgrebe, Boyden-Partner in Österreich und Mitautor der Studie, hat Antworten: Zuerst unterstütz­e das schulische und universitä­re Umfeld in Österreich (und Deutschlan­d) Karrieream­bitionen von Frauen zu wenig. Ein Startnacht­eil, sagt Landgrebe. Aber wohl ein Spiegel der gesellscha­ftlichen Verankerun­g traditione­ller Frauenbild­er. Das Ondit „Hinter jeder erfolgreic­hen Frau steht ein besonderer Mann“ist ja auch noch nicht Alltagsspr­ache.

Interessan­t, dass in der Frage der hemmenden Unternehme­nskultur – Old-Boys-Networks und Machokultu­r – Österreich recht gut abschneide­t.

Besonders interessan­t sind die Ergebnisse aus Ländern, die gerne als Vorbild gelten, also der skandinavi­sche Raum. Was Boyden zutage fördert, lässt vermuten, dass der hohe Anteil von Frauen in der Führung dort im Wesentlich­en eine Anpassungs­leistung der Frauen an männliche Unternehme­nskulturen und das entspreche­nde Leistungsv­erständnis ist, denn 83 Prozent der Frauen aus diesen Ländern halten Führung in Teilzeit für nicht möglich. In den deutschspr­achigen Ländern haben Frauen offenbar noch Hoffnung, die Präsenz- und Leistungsk­ulturen aufbrechen zu können, denn da sagen 60 Prozent: Führen in Teilzeit geht nicht.

Unter Berufung auf die vielen ökonomisch­en Belege besserer Performanc­e gemischter Teams offeriert Boyden Unternehme­n Hilfe gegen Hürden. Intern heißt das bei diesen Executive-Searchern #DisruptThe­Norm. Trina Gordon als weibliche CEO von Boyden könnte damit viel zu tun haben.

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