Der Standard

Wehsely vor U-Ausschuss

Die ehemalige Gesundheit­sstadträti­n Sonja Wehsely machte in der Untersuchu­ngskommiss­ion zum Spital Nord klar, dass das KAV-Management die operative Führung innehatte. Die Stadt müsse sich für Bauprojekt­e besser aufstellen.

- Lara Hagen, David Krutzler

Ex-Gesundheit­sstadträti­n Sonja Wehsely wurde am Dienstag zum Bau des Krankenhau­ses Nord befragt.

Die gute Laune, mit der Sonja Wehsely am Dienstag ins Rathaus kam, währte nicht lange. Bereits nach wenigen Minuten warf ihr die FPÖ in der Untersuchu­ngskommiss­ion vor, die Unwahrheit gesagt zu haben. Sie habe die Öffentlich­keit vor der Wien-Wahl 2015 eben nicht über gestiegene Kosten und Verzögerun­gen beim Bau des Spitals in Floridsdor­f informiert. Die ehemalige SPÖ-Politikeri­n hatte zuvor anderes berichtet – und blieb dabei: Im Juni 2015 habe es eine Aussendung der Stadt gegeben, wo über Kostenüber­schreitung­en von zehn Prozent und mögliche Verspätung­en informiert wurde. „Ich habe immer zu dem Zeitpunkt, als klar war, dass sich ein Risiko verwirklic­hen wird, den Gemeindera­t informiert.“

Den Unterschie­d zwischen Risiko und Verwirklic­hung dessen betonte Wehsely im Laufe der Sitzung wiederholt. Die Begleitend­e Kontrolle habe immer „Best Case“und „Worst Case“-Szenarien beschriebe­n. „Ich habe nicht immer, wenn ich ein Worst-Case-Szenario erfahren habe, die Öffentlich­keit informiert“, sagt Wehsely, die nach ihrem Abgang als Stadträtin Anfang 2017 zu Siemens nach Deutschlan­d wechselte. „Ich habe aber nie die Unwahrheit gesagt.“Sie würde auch heute wieder so vorgehen, denn sie habe die Verhandlun­gsposition der Stadt nicht schwächen wollen.

Wehsely wurde einerseits von bisher gehörten Zeugen, anderersei­ts von der Opposition im Vorfeld der Befragung als Hauptveran­twortliche für Verspätung und Mehrkosten des Bauprojekt­s ausgemacht. Wehsely kam Anfang 2007 zum Projekt. Damals war bereits beschlosse­n, das Spital mit einem Konsortium zu bauen, das ein Grundstück in Floridsdor­f mitbringen sollte. Die Entscheidu­ng für das Konsortium aus Porr, Sie- mens und Vamed fiel dann bereits zu ihrer Zeit als Stadträtin. Ebenso die Entscheidu­ng, 2010 die Verhandlun­gen mit den Firmen abzubreche­n und selber zu bauen bzw. Einzelauss­chreibunge­n für diverse Gewerke zu machen.

Wehsely machte in ihrer Befragung allerdings deutlich: „Die operative Verantwort­ung liegt nicht bei der Stadträtin, dafür gibt es ein Management, das dafür eingesetzt und bezahlt wird.“

Kritik an Ex-KAV-Direktor

Für das angesproch­ene Management des Krankenans­taltenverb­undes (KAV) fand Wehsely nicht nur lobende Worte. So wundere sie sich über die Darstellun­g, dass unter dem ehemaligen KAVDirekto­r Wilhelm Marhold – also bis Ende 2013 – noch alles nach Plan gelaufen sei. Das habe ihr dieser zwar zu der Zeit versichert, wer den Bericht des Rechnungsh­ofs lese, wisse aber, dass dies nicht stimmen könne.

Ganz allgemein müsse bei diesem Bauprojekt unterschie­den werden, ob man getroffene Entscheidu­ngen mit dem heutigen Wissen beurteile „oder damals in der Situation“.

Diese Aussage wiederholt­e Wehsely bei mehreren Fragen, vor allem bezog sie sich aber zum Wechsel der Strategie 2010 darauf. Damals wurden die Verhandlun­gen mit dem Konsortium beendet und entschiede­n, dass der KAV selbst als Bauherr auftritt. „Sie hätten doch wissen müssen, dass der KAV dafür nicht gerüstet ist“, hieß es von der Wiener FPÖ. Sowohl die interne Revision des Krankenans­taltenverb­unds als auch Marhold sowie das Kontrollam­t hätten mehrmals bestätigt, dass die „Art und Weise des Aufbaus des Projekts gut, richtig und effizient war“. Heute sei man freilich klüger.

Drei Gründe habe es dafür gegeben, dass die Verhandlun­gen mit dem Konsortium beendet werden: Die Kritik im 2010 erschienen­en Kontrollam­tsbericht, die Präferenz der Europäisch­en Investitio­nsbank, von der die Stadt ein Darlehen wollte, und dass man sich mit dem Konsortium nicht auf einen Preis habe einigen können.

Die Zusammenar­beit mit Privaten machte Wehsely zu einem zentralen Punkt in ihrer Befragung. Lernen sollte man aus diesem Bauprojekt, dass sich die Stadt „von Anfang an stärker aufstellen und besser vorbereite­n muss, um Bauwirtsch­aft und Industrie besser Paroli bieten zu können“.

Es sei bei Großbaupro­jekten nicht automatisc­h so, „dass Bauwirtsch­aft und Industrie Freunde der öffentlich­en Hand sind“. Die Stadt könne beispielsw­eise nicht mithalten, was die Bezahlung betrifft. Gute Leute würden so verlorenge­hen. Einen Skandal kann Wehsely jedenfalls nicht erkennen. Den Unterschie­d zwischen einem solchen und gemachten Fehlern „würde ich gerne Klavier spielen können“.

 ??  ?? Reges Medieninte­resse bei der Befragung von Sonja Wehsely. Mit dem damaligen Wissen habe sie richtig gehandelt, erklärte sie.
Reges Medieninte­resse bei der Befragung von Sonja Wehsely. Mit dem damaligen Wissen habe sie richtig gehandelt, erklärte sie.

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