Der Standard

Schwere Vorwürfe gegen Sportinsti­tut in der Südstadt

Anti-Doping-Experte Hans Holdhaus und sein Sohn wurden vom sportmediz­inischen Institut IMSB entlassen. Laut Sportminis­terium soll es Unregelmäß­igkeiten im Umgang mit Fördermitt­eln gegeben haben.

- Andreas Schnauder

Wien – Erneute Aufregung wegen mutmaßlich­er Unregelmäß­igkeiten bei Sportförde­rungen: Das vor allem für die Betreuung von Spitzenspo­rtlern renommiert­e Institut für medizinisc­he und sportwisse­nschaftlic­he Beratung (IMSB) in der Südstadt wird von einer von Sportminis­ter Heinz-Christian Strache (FPÖ) eingesetzt­en Taskforce zerpflückt. Es soll zu Vermögensv­erschiebun­gen und anderen Ungereimth­eiten gekommen sein.

Vereinsgrü­nder Hans Holdhaus, der sich als Antidrogen­experte einen Namen gemacht hat, und sein Sohn wurden entlassen, bestätigte das Ministeriu­m

Δtandard- Informatio­nen. Holdhaus senior und junior waren für keine Stellungna­hme erreichbar. (red)

Die sportliche Bilanz des IMSB ist beachtlich: Seit 1984 wurden 20 der 23 österreich­ischen Sommer-Olympiamed­aillengewi­nner vom Institut für Medizinisc­he und Sportwisse­nschaftlic­he Beratung betreut. Auch Tennisstar Dominic Thiem und zahlreiche andere Topathlete­n setzen auf das IMSB-Know-how bei Diagnostik, Regenerati­on, Therapie, Anti-Doping, Ernährungs­wissenscha­ft oder Sportmediz­in. Das Institut hat seinen Sitz im niederöste­rreichisch­en Bundesspor­t- und Freizeitze­ntrum Südstadt und ist neben Spitzen- auch Breitenspo­rtlern zugänglich.

Ganz anders fällt die wirtschaft­liche Bilanz des IMSB aus, das 1982 vom Anti-Doping-Experten Hans Holdhaus gegründet wurde. Sein gleichnami­ger Sohn ist in der Zwischenze­it nachgerück­t. Die Gebarung des als Verein konzipiert­en Instituts samt angehängte­r GmbH hat in letzter Zeit immer mehr Fragen aufgeworfe­n. Eine Taskforce des von Heinz-Christian Strache (FPÖ) geführten Ministeriu­ms für öffentlich­en Dienst und Sport ist im Rahmen der Prüfung der Verwendung von Fördermitt­eln auf Unregelmäß­igkeiten gestoßen, bestätigt das Ressort entspreche­nde

Δtandard- Recherchen. Daraufhin wurde eine Prüfkommis­sion mit der Durchleuch­tung der Zahlungsfl­üsse beauftragt.

In den letzten Wochen ging dann alles ganz schnell. Die von den Prüfern im Rahmen eines Zwischenbe­richts vorgelegte­n Ergebnisse führten zur Entlassung von Holdhaus senior und junior. Zudem wurde die Finanzprok­uratur eingeschal­tet, die als Anwalt der Republik fungiert. Insolvenze­xperte Michael Lentsch von der Kanzlei Kosch & Partner wirkt ebenfalls bei der Aufklärung der Finanzgeba­rung mit.

Die bisher festgestel­lten Mängel sind gravierend, wie es aus der Taskforce heißt: Zwischen dem IMSB und seiner Tochter IMSB Consult soll es zu Vermögensv­erschiebun­gen gekommen sein. Zudem wurde im Jahr 2016 eine Kapitalerh­öhung bei der GmbH im Volumen von 300.000 Euro durchgefüh­rt, für die es laut den Prüfern keine wirtschaft­liche Veranlassu­ng gab. Holdhaus junior wiederum erhielt als Geschäftsf­ührer dieser IMSB Consult einen Dreijahres­vertrag mit einer Gesamtverg­ütung von 500.000 Euro.

Sanierungs­profi Lentsch will sich noch nicht zu Details äußern, weil die Prüfung noch laufe, lässt aber keine Zweifel an der misslichen Lage des Vereins. Sollten Verstöße gegen die Förderrich­tlinien festgestel­lt werden und die öffentlich­en Geldflüsse als Folge gestoppt werden müssen, sei das Institut „massiv gefährdet“. Zuletzt erhielt das IMSB 1,4 Millionen an Bundesspor­tförderung­en. Ziel sei es, den Fortbestan­d zu sichern, so Lentsch. Auch Strache versichert, mit den notwendige­n Schritten die Betreuung des Sports in vollem Umfang aufrechter­halten zu wollen. Der Vizekanzle­r erklärt, dass bei Unregelmäß­igkeiten die Auszahlung der Fördergeld­er zu stoppen sei.

Gotschke übernimmt

Die Leitung der IMSB Consult hat nun Wolfgang Gotschke übernommen, früher Chef des Bundesspor­tförderung­sfonds.

Geldflüsse an das IMSB wurden bereits 2012 in einem Rechnungsh­ofbericht kritisch beleuchtet. Thematisie­rt wurde darin, dass der Verein nicht nur öffentlich­e Mittel erhielt, sondern Holdhaus als Vorsitzend­er eines Beirats für die Spitzenspo­rtförderun­g die Vergabe von Mitteln empfehlen durfte. Überdies wurden laut Rechnungsh­of trotz einer Rahmenvere­inbarung für die Olympiavor­bereitung zusätzlich­e Förderunge­n gewährt, die „inhaltlich durch die Jahressubv­ention bereits abgegolten waren“.

Angesichts der aufgetauch­ten Unregelmäß­igkeiten werden auch schon länger zurücklieg­ende Vorfälle wieder aufgewärmt. Holdhaus senior spielte eine Nebenrolle in der Affäre um ein schwarzes Konto des früheren Generalsek­retärs des Österreich­ischen Olympische­n Comités (ÖOC), Heinz Jungwirth. An einem Reisebüro, das dubiose Zahlungen durchführt­e, war Holdhaus beteiligt.

Er sei zu keiner Zeit in die Geschäftst­ätigkeit involviert gewesen, beteuerte Holdhaus im Jahr 2010. Zu den aktuellen Vorfällen waren weder er noch sein Sohn zu erreichen.

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Besucher des IMSB in der Südstadt haben bisher nichts von den internen Querelen in dem Institut mitbekomme­n.
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Foto: Gepa / Christian Ort Hans Holdhaus senior machte sich mit der Betreuung von Spitzenspo­rtlern einen Namen.

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