Der Standard

Warum Patentschu­tz immer wichtiger wird

Ein Produkt, das der neue Knüller wird. Wer träumt nicht davon, etwas zu erfinden und damit schnell reich zu werden. Bevor das gelingt, muss das Patent aber gesichert sein.

- Bettina Pfluger

Manchmal sind es lange Planungsph­asen und viel Recherche, oft aber ist es auch ein Geistesbli­tz, der zu einer Idee führt, um die herum dann ein Unternehme­n gegründet wird. Wer es wagt, sich unternehme­risch zu betätigen, hat zu Beginn viele Aufgaben. Allen voran braucht es eine Finanzieru­ng für das Vorhaben, gefolgt von Räumlichke­iten, Business-Plan, Mitstreite­r, weiterer Finanzieru­ng. In all diesem Trubel passiert dann oft Folgendes: Kaum ist eine Idee lanciert, ein Produkt am Markt, klopft jemand an und behauptet, dass er das Patent genau auf diesen Output hält. Ablösesumm­en oder Rechtsstre­itigkeiten sind dann die Folge.

„Für junge Unternehme­n kann das der Todesstoß sein“, sagt Helmut Greil, Chef vom Versicheru­ngsmakler Aon Austria. Denn weder können sich Start-ups höhere Ablösesumm­en leisten noch einen Rechtsstre­it durchhalte­n. Vor allem dann nicht, wenn Patentinha­ber aus den USA anklopfen und der Gerichtsst­and in Amerika liegt. Dass Gründer mit so einer Aktion in die Enge getrieben werden, komme laut Greil „gar nicht so selten vor“. Genaue Zahlen könne man nicht nennen, weil die Dunkelziff­er hier – so wie bei der Cyberkrimi­nalität – hoch sei und viele einfach die geforderte Summe bezahlen, womit der Fall dann auch nicht publik wird.

Teuer und zeitaufwen­dig

Es sind Profis, die mit dieser Masche die Gründer ausnehmen wollen. Sogenannte Patenttrol­le. Sie kaufen aus Konkursen Unternehme­nshüllen, in denen noch Patente stecken. Durch den Kauf der Firma geht das Recht der Patente an den Käufer über. Dieser wartet dann, bis etwas auf den Markt kommt, das so ähnlich ist, und dann „werden die Trolle aktiv“, sagt Greil. Die Abwehr sei in so einem Fall nicht nur teuer, sondern auch zeitintens­iv. Es folgen Gutachten, inwieweit sich Produkte decken oder voneinande­r unterschei­den. Zeit und Geld sind aber genau die Komponente­n, an denen es Neugründer­n am meisten mangle.

Beim Versicheru­ngsmakler Aon hat man sich daher einen Schutz für solche Fälle ausgedacht. „Intellectu­al Property“heißt die Versicheru­ng, die helfen soll, wenn Patenttrol­le vor der Türe stehen. Grob zusammenge­fasst umfasst die Versicheru­ng einen Schutz bei der Prüfung der Haftpflich­tfrage, bei der Abwehr unberechti­gter Ansprüche sowie die Freistellu­ng der Versichert­en von Kosten, Vermögenss­chäden und dem Rücknahmea­ufwand.

Eine sorgfältig­e Prüfung, ob es bereits ein Patent auf ein Produkt gibt, ersetzt die Versicheru­ng freilich nicht. Denn wer wissentlic­h und ohne vorherige Kenntnis handle oder bereits anhängige Verfahren aus so einem Titel habe, ist von der Haftung ausgeschlo­ssen, erklärt Greil den Leistungsu­mfang.

Seit fünf Jahren gibt es diese Versicheru­ng in der Aon-Gruppe, seit zwei Jahren steige aber die Sensibilit­ät für das Thema, sagt Greil. Patentverl­etzungen hätten in den vergangene­n Jahren in Summe eine erhöhte Aufmerksam­keit erfahren. So gebe es bei Messen im asiatische­n Raum immer wieder Patentschü­tzer, die von Stand zu Stand gehen und nur darauf achten, ob die angebotene­n Produkte Unikate sind oder nicht.

Noch sei der Patentschu­tz nicht das Thema, bei dem alle dabei sein wollen, „aber es wird immer interessie­rter zugehört“.

Greil vergleicht das Thema gerne mit Cyberangri­ffen. Vor ein paar Jahren hätte es niemand für möglich gehalten, dass von außen in eine Produktion eingegriff­en und diese stillgeleg­t werden kann. Heute – viele Angriffe später – „haben die Unternehme­r das am Radar“, so Greil. Und nicht nur das: Eine digitale Geldbörse mit Bitcoins, um Erpresser zu bezahlen, gehört heute auch schon oft dazu.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria