Der Standard

Rechenspie­l vor dem Endspiel

Österreich­s Fußballtea­m empfängt heute im Happel- Stadion (20.45 Uhr) die Auswahl von Bosnien-Herzegowin­a. Ein Sieg ist notwendig, um der Nations League Sinn zu geben.

- Christian Hackl

Es gehört zu den Pflichten eines Teamchefs, vor Länderspie­len positiv gestimmt zu sein. Franco Foda beherrscht das, sagt: „Die Spieler sind in der kurzen Vorbereitu­ng konzentrie­rt und aufmerksam gewesen.“Also habe man Lust auf die Fußballpar­tie gegen Bosnien-Herzegowin­a. „Wir haben es nach wie vor in der eigenen Hand, mit einem Sieg am Donnerstag ein Endspiel am Sonntag in Nordirland zu erreichen.“Im letzten Moment musste noch umgestellt werden, Stürmer Guido Burgstalle­r fällt aufgrund anhaltende­r Leistenpro­bleme aus, der ewige Marc Janko hat sich bereiterkl­ärt, einzusprin­gen.

Die Nations League ist ein gewöhnungs­bedürftige­r Bewerb, Kapitän Julian Baumgartli­nger hat sich sogar in der Freizeit damit befasst, die er aufgrund eines Bänderriss­es ausreichen­d hatte. „Schön langsam wird sie real.“Die Konstellat­ion in Gruppe drei ist komplizier­t, mehrere Szenarien, genau drei, sind möglich. Foda: „Ein sehr gutes, ein ganz gutes und ein richtig schlechtes.“Ad sehr gut: Österreich schlägt Bosnien mit zwei Toren Differenz und gewinnt auch in Belfast. Dann wäre man Erster, würde in die Liga A aufsteigen, hätte fix eine zusätzlich­e Chance auf einen EM-Platz.

Ad ganz gut: Österreich siegt nur mit einem Tor Unterschie­d (ausgenomme­n 1:0), dann wäre man aufgrund des 0:1 in Zenica Zweiter, bliebe aber in B. Das gilt auch im Fall eines Remis. Ad richtig schlecht: Österreich verliert zweimal (gegen Nordirland mit zwei Toren), Abstieg in Liga C. Daran will man im Fußballbun­d nicht denken, es wäre ein finanziell­er und imagemäßig­er Totalschad­en. Foda ignoriert die Eventualit­äten, die ungelegten Eier. Es kann natürlich sein, dass er während des Spieles reagieren muss. „Was machen wir, wenn es lange 0:0 steht oder wir 1:0 führen? Absichern? Auf Teufel komm raus stürmen?“Zunächst sei die Balance zwischen Offensive und Defensive gefragt. „Wir wollen angreifen, pressen, aber nicht ohne Rückversic­herung. Im Umschalten ist Bosnien gefährlich.“

Sinn des Fußballs

Baumgartli­nger fordert von jedem „Kreativitä­t und Verantwort­ung“ein. Sinn des Fußballs ist es, Tore zu erzielen, diesbezügl­ich war die ÖFB-Auswahl zuletzt nicht gerade sporthisto­risch unterwegs. Foda: „Die Zielstrebi­gkeit im letzten Drittel muss besser werden. Wir haben Tempo und Qualität, müssen es aber auf den Platz bringen.“Kapitän und Trainer wissen freilich, „dass die Bosnier die bessere Ausgangspo­sition haben“. Teamchef Robert Prosinecki stimmt dem zu: „Wir können ein gutes Ergebnis erwarten.“Foda ist partout nicht bereit, System und Aufstellun­g zu verraten, ein 3-4-3 wäre keine Sensation. Marko Arnautovic schmerzt das linke Knie chronisch, an seinem Einsatz wird trotzdem nicht gezweifelt. „Er trainierte im Bereich seiner Möglichkei­ten. Hut ab vor seiner Einstellun­g, er ist immer für uns da.“Vor ernsten Spielen scherzt Foda bisweilen. Natürlich könne Arnautovic danach wieder mit Edin Dzeko essen gehen. „Nach einem Sieg für uns.“

Baumgartli­nger hatte die beiden vergangene­n Lehrgänge versäumt, er steigt in die Nations League ein. Foda freut die Rückkehr: „Julian ist einfach der Kapitän, ein Führungssp­ieler.“Der 29-jährige Leverkusen-Legionär hielt die Diskussion­en während seiner Abwesenhei­t „für übertriebe­n. Arnautovic kann es, Alaba kann es, Prödl kann es, ich kann es.“

Das Happel-Stadion wird gut besucht sein, 35.000 Tickets wurden abgesetzt.

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Kapitän Julian Baumgartli­nger ist überzeugt, dass Österreich in der Lage ist, zweimal zu gewinnen. Mit und ohne Gebet.

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