Die Affäre Holdhaus soll eine Chance sein
Das in Turbulenzen geratene IMSB wurde im Spitzensport schon seit längerem kritisch betrachtet
Wien – Viel will Paul Haber nicht sagen, so viel aber schon: Was sich jetzt rund ums IMSB abspielt, sei über ihn „hereingebrochen“. Erst seit 19. April steht Haber, renommierter Sportmediziner sowie Präsident des SC Hakoah und des ASVÖ Wien, auch dem in der Südstadt angesiedelten Institut für Medizinische und Sportwissenschaftliche Beratung als Vereinspräsident vor. Der IMSBVorstand ist, wie berichtete, nicht umhingekommen, sich von IMSB-Gründer Hans Holdhaus und seinem Sohn Hans Holdhaus jun. zu trennen.
„Das Sportministerium ist der Subventionsgeber“, sagt Haber, ergo arbeite man seit jeher zusammen. Derzeit ist die Zusammenarbeit speziell. Minister HeinzChristian Strache hatte eine Task-
Qforce und eine Prüfkommission eingesetzt, man stieß auf Ungereimtheiten im Umgang mit Fördergeldern, holte die Finanzprokuratur hinzu. Betont wurde, dass Holdhaus jun. drei Geschäftsführerjahre in der IMSBTochter IMSB Consult 500.000 Euro bringen sollten.
Seit 1984 hat das IMSB – laut Eigendarstellung – 20 von 23 Medaillengewinnern bei Olympischen Sommerspielen betreut. Unter diesen waren jedenfalls Segler, wie Georg Fundak, Sportdirektor des Segelverbands (OeSV), bestätigt. „Wir hatten mit dem alten Holdhaus zu tun, er war kompetent, wir haben immer Leistung von ihm bekommen.“Vor Rio 2016 betreute Holdhaus etwa Tanja Frank, die mit Thomas Zajac zu Bronze segeln sollte. Seit Rio indes geht der OeSV-Nationalkader mit der Universität Wien „einen neuen sportwissenschaftliche Weg“, sagt Fundak.
Wie überhaupt zuletzt weniger Spitzensportler mit dem IMSB zu tun hatten, das 1,4 Millionen Euro Bundessportförderung erhielt, sich aber gen Breiten- und Schulsport orientierte. Für Gregor Högler, den Trainer des Diskuswurf-EM-Dritten Lukas Weißhaidinger, ist die Situation „eine Chance“. Topathleten hätten „wenig vom IMSB gehabt“, es sei Expertise verlorengegangen. „Wir mussten uns das meiste selbst organisieren“, sagt Högler, kürzlich als „Trainer des Jahres“geehrt. Für Massagen im IMSB habe Weißhaidinger bezahlen müssen.
Wilhelm Lilge, ebenfalls Leichtathletiktrainer und ein kritischer Geist, brachte schon 2012 gemeinsam mit Gerd Millmann das Buch
heraus. Nun hält er fest: „Das ist hoffentlich nur der erste Schritt, dass im verlotterten, parteipolitisch gefärbten System der staatlichen Sportförderung ausgemistet wird.“Man brauche „ein Ende der unglückseligen Freunderlwirtschaft“, aber „keinen Ersatz durch die andere Seite“. Högler hofft, dass das IMSB „eine Serviceeinrichtung wird. Da müsste wer sitzen, der wirklich wissen will, was Spitzensportler brauchen.“Derzeit ist Wolfgang Gotschke aus dem Sportministerium mit der IMSB-ConsultLeitung betraut, daraus könnte eine Dauerlösung werden.