Deutsche Wirtschaft spürt heuer scharfen Gegenwind
Wiesbaden – Die Autoindustrie und schwächelnde Exporte haben die deutsche Konjunktur im Sommer ausgebremst. Erstmals seit dreieinhalb Jahren schrumpfte die Wirtschaftsleistung wieder. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im dritten Quartal im Vergleich zum Vorquartal um 0,2 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt in einer ersten Schätzung mit.
Zum letzten Mal war die Wirtschaftsleistung im ersten Vierteljahr 2015 rückläufig. Damals war das BIP um 0,1 Prozent gesunken.
Ökonomen gehen aber davon aus, dass sich der Aufschwung in Deutschland fortsetzt. Er wurde im dritten Quartal lediglich unterbrochen, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. Grund dafür sind die Probleme wegen der Umstellung auf den neuen Abgasprüfstandard WLTP. Da nicht alle Automodelle rechtzeitig eine Genehmigung für die Neuzulassung hatten, mussten Hersteller die Produktion drosseln. Die Probleme der Autobauer schlugen auch auf den Privatkonsum durch, der als Stütze der Konjunktur gilt. Die Verbraucher im In- und Ausland warteten mit Autokäufen ab. Das drückte die Konsumausgaben.
Der Export fiel als Wachstumsmotor aus. Nach vorläufigen Berechnungen gab es im Sommer weniger Ausfuhren, aber mehr Importe als im zweiten Quartal. Die Exportnation Deutschland leidet unter den vor allem von den USA angeheizten Handelskonflikten. Auch ohne die Probleme der Autoindustrie wäre die Wirtschaft wegen nachlassender Nachfrage aus China kaum noch gewachsen, resümierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.
Die Industrie reduzierte ihre Exporterwartungen für heuer. Die Konsumausgaben des Staats, zu denen soziale Sachleistungen und Gehälter der Mitarbeiter zählen, legten leicht zu. Die Unternehmen investierten etwas mehr in Ausrüstungen und Bauten. (red, dpa)