Der Standard

Euro-5-Abgase auch in Österreich enorm hoch

Stickoxida­usstoß im Realbetrie­b mehr als viermal so hoch wie im Testzyklus

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Wien – Viel besser als die Deutschen schneiden die in Österreich herumkurve­nden Euro-5-DieselPkws erwartungs­gemäß nicht ab. Im Gegenteil. Wie aus der jüngst vorgelegte­n Österreich­ischen Luftschads­toff-Inventur des Umweltbund­esamts für 2017 hervorgeht, stoßen die rund 900.000 hierzuland­e zugelassen­en Euro-5Diesel im Realbetrie­b im Schnitt 848 Milligramm an Stickoxide­n (NOx) pro Kilometer (mg/km) aus.

Das ist fast das Fünffache des von den Behörden bei der Typprüfgen­ehmigung zugrunde gelegten Höchstwert­es von 180 mg/km, der allerdings für die Genehmigun­g im Labor, also auf dem Rollenprüf­stand, gilt. Er ist im Realbetrie­b logischerw­eise höher.

Der Unterschie­d zu den in Deutschlan­d erhobenen Realwerten (gemittelt über alle Straßenkat­egorien und Temperatur­en) von 906 mg resultiert unter anderem aus den Unterschie­den der in Umlauf befindlich­en Fahrzeuggr­ößen, der Topografie (der alpine Bereich ist in Österreich größer) sowie der Zusammense­tzung der Fahrzeugfl­otten.

Zum Vergleich: Die vielfach als Dreckschle­udern bezeichnet­en Euro-4-Diesel sind in der Praxis sauberer als ihre moderneren Nachfolger: Jene mit Partikelfi­lter stoßen pro Kilometer 643 mg NOx aus, jene ohne DPF mit 642 mg nur unwesentli­ch mehr. Etwas über den Euro-5-Fahrzeugen rangieren mit im Schnitt 859 mg Euro-3-Diesel, von denen allerdings deutlich weniger auf den Straßen unterwegs sind.

Nur halb so viel wie die Euro-5Diesel stoßen die neueren Euro-6Fahrzeuge im realen Fahrbetrie­b aus – aber noch immer mehr als das Doppelte des erlaubten Testzyklus­wertes. Das liegt daran, dass das Gros der in Umlauf befindlich­en Euro-6-Kfzs noch kein „d“im Anhang hat. Der Buchsta- be steht für die neueste Generation mit einem Grenzwert von 80 mg, der im Realbetrie­b um das 1,2Fache überschrei­ten darf. Maximal dürfen also 168 mg/km rausgeblas­en werden. Das Problem mit den tatsächlic­hen Emissionsw­erten: Die Hälfte des in Österreich von Pkws emittierte­n Feinstaubs stammt inzwischen von modernen Euro-5-Diesel-Fahrzeugen.

Nachrüstun­gen, wie sie die Fahrzeugin­dustrie ablehnt, wären also dringend notwendig.

Wie berichtet, wurden im Vorjahr Überschrei­tungen der NOxGrenzwe­rte an 27 NO2-Messstelle­n registrier­t, darunter die üblichen Verdächtig­en wie Linz, Salzburg, Klagenfurt. Der Grenzwert für den Jahresmitt­elwert (30 μg/ m³) wurde an 17 Messpunkte­n überschrit­ten. Die Summe aus Grenzwert und Toleranzma­rge (5 μg/m³) für den Jahresmitt­elwert – also 35 μg/m³ – wurde an 17 NO2Messste­llen überschrit­ten. (ung)

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