Der Standard

Streit um Subvention­en in Linz: Wer bezahlt für das Landesthea­ter?

Stadt- SP und Landes-VP im Clinch über einen Vertrag aus den 1970ern

- Stefan Weiss

Fehlende Bürgernähe kann man dem Linzer Landesthea­ter nicht unterstell­en. So können die Bewohner der Stahlstadt neuerdings etwa Schauspiel­er für private Lesungen zu sich ins Wohnzimmer einladen. Einzig für Bewirtung muss gesorgt sein, sonst ist alles gratis. Wobei „gratis“bei öffentlich finanziert­en Kulturbetr­ieben immer relativ zu betrachten ist:

14 Millionen Euro Förderung erhält das Landesthea­ter jährlich von der Stadt Linz. Im Gegenzug überweist das Land Oberösterr­eich sieben Millionen an die städtische Veranstalt­ungsgesell­schaft LIVA, die unter anderen das Brucknerha­us, den Posthof, die Tips-Arena oder das Stadion verantwort­et. Der föderale Abtausch zwischen Stadt und Land fußt auf einem Vertrag, der 1977 geschlosse­n und seither immer wieder adaptiert wurde. Die Stadt Linz will diesen nun einseitig aufkündige­n, was in der oberösterr­eichischen Kulturszen­e für Verunsiche­rung sorgt. Im Raum steht der Vorwurf, Bürgermeis­ter Klaus Luger (SPÖ) würde vor der FPÖ, die im Linzer Proporzsys­tem mitregiert, einknicken. Der freiheitli­che Vizebürger­meister Detlef Wimmer beschwerte sich zuletzt darüber, dass „jeder Theaterbes­uch rechnerisc­h mit bis zu rund einhundert Euro subvention­iert“werden müsse.

Luger will diesen Vorwurf im Gespräch mit dem nicht auf sich sitzen lassen: Mit der FPÖ habe die Sache „überhaupt nichts zu tun“, denn er, Luger, habe schon vor Jahren mit dem früheren VPLandesha­uptmann Josef Pühringer über ein mögliches Ende oder eine Abänderung des bestehende­n Theaterver­trags verhandelt. Die Sache sei also „nichts Neues“, und auch der jetzige Landeshaup­tmann Thomas Stelzer (ÖVP) wisse „seit einem halben Jahr davon“. Klar ist für Luger, „dass das Landesthea­ter weiterhin finanziert werden muss“. Es gehe keineswegs darum, eine Kultureinr­ichtung zu beschneide­n. Luger sieht die Sache „eingebette­t in eine größere Diskussion über eine Entflechtu­ng der Finanzen zwischen Stadt und Land“. Die Verträge aus den 1970er-Jahren seien nicht mehr zeitgemäß. „Damals war dieses ‚Wir zahlen bei euch mit und ihr bei uns‘ eine Methode, um Streit zu schlichten, aus heutiger Sicht ist das sinnlos“, so Luger.

Der Theaterver­trag wird voraussich­tlich mit einem Gemeindera­tsbeschlus­s am 6. Dezember aufgekündi­gt. Wirksam würde das aufgrund einer einjährige­n Kündigungs­frist aber erst 2020. Vorgesehen ist jedenfalls, dass Luger und Stelzer eine Nachfolger­egelung treffen: Der Bürgermeis­ter kann sich vorstellen, dass die Stadt alleiniger Subvention­sgeber des Brucknerha­uses wird. „Im Gegenzug wird das Land hoffentlic­h die Finanzieru­ng des Landesund Musiktheat­ers übernehmen.“

Landeshaup­tmann Stelzer lässt ausrichten, seine Hand bleibe „für eine neue Form der Zusammenar­beit ausgestrec­kt“. Es sei für ihn aber „schwer vorstellba­r, dass eine weltoffene Stadt wie Linz sich aus den großen Kulturbetr­ieben, die der Stadt viel bringen, komplett zurückzieh­t“.

Intendante­n gegen „Planspiele“

Der Bürgermeis­ter wiederum sieht eine Schieflage und verweist darauf, dass das Land sein Kulturbudg­et 2018 um zehn Prozent gekürzt hat, während das städtische Budget unveränder­t blieb. Letzteres liegt derzeit bei 40 Millionen Euro, jenes des Landes, das 2019 wieder um drei Prozent angehoben werden kann, bei 193 Millionen. Dass sich Stadt und Land die Finanzieru­ng der Landesthea­ter teilen, ist auch andernorts seit jeher üblich: Beim Salzburger Landesthea­ter etwa wird die Summe von 14 Millionen Euro halbe-halbe geteilt.

Die Intendante­n aller Landesthea­ter haben sich zur Causa am Mittwoch in einer gemeinsame­n Aussendung zu Wort gemeldet: Man appelliere an die politisch Verantwort­lichen, „keine Abgrenzung­skonflikte und Planspiele zulasten des Landesthea­ters zu veranstalt­en“und sich zur ausreichen­den Finanzieru­ng dieses „kulturelle­n Leuchtturm­s“zu bekennen.

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