Der Standard

Stabilität­spakt mit Zähnen

- Andreas Schnauder

Italienisc­he Politiker sind derzeit auffällig fleißig, wenn es um Hasstirade­n gegen die EU geht. Der Streit um den Budgetplan des Landes wird mit allerlei aggressive­m verbalem Aufputz geführt. Klarerweis­e versuchen die Regierungs­parteien Fünf Sterne und Lega ihre Wählerschi­chten zu bedienen. Gegen einen gemeinsame­n Feind – noch dazu im Ausland sitzend – lässt sich derzeit ja europaweit bestens Stimmung machen.

Rom kann inhaltlich durchaus das ein oder andere Argument für höhere Staatsausg­aben vorbringen. So lässt sich die Absicherun­g von armutsgefä­hrdeten Personen durch die Einführung einer Art Mindestsic­herung gut begründen. Bei anderen Vorhaben steuert das Kabinett hingegen in die völlig falsche Richtung. Dass beispielsw­eise ausgerechn­et das ohnehin wacklige Pensionssy­stem durch Maßnahmen, die das effektive Antrittsal­ter senken, geschwächt wird, muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Insgesamt wird die Ausweitung des Budgetdefi­zits Schulden und Zinshöhe und letztlich die Belastung der Bevölkerun­g in die Höhe treiben.

Da eine neuerliche Schuldenkr­ise Italiens die ganze Eurozone bedrohen kann, muss Brüssel energisch vorgehen. Die Instrument­e dazu wurden nach der Griechenla­ndTragödie merklich geschärft. So können nicht nur Bußgelder verhängt, sondern auch Strukturfo­ndsmittel und Kredite der Europäisch­en Investitio­nsbank gestrichen werden.

Was ebenfalls bedeutsam ist: Die politische Einflussna­hme der Euroländer wurde deutlich geschwächt, die EUKommissi­on gestärkt. Es liegt nun an der Behörde, kompromiss­los zu agieren. Das wäre für die Glaubwürdi­gkeit der Währungsun­ion essenziell. Zwar wurde seit der Verschärfu­ng des Stabilität­spaktes immer wieder das ein oder andere Auge zugedrückt. Doch niemals pfiff ein „Partner“voll und ganz auf die gemeinsame­n Regeln.

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