Der Standard

Aufgedeckt­e Ermittler

BVT-Beamte im U-Ausschuss geoutet

- Fabian Schmid

Wien – Dem parlamenta­rischen Unterschun­gsausschus­s zur BVT-Affäre wurden zwei Namen von verdeckten Ermittlern überliefer­t. Aus Sicherheit­sgründen wurden diese daraufhin abgezogen. Sie fanden sich auf einer Liste mit Personal, das dem BVT zugewiesen wurde. Das Innenminis­terium bestätigte den Vorgang, der die Risiken eines Untersuchu­ngsausschu­sses herausstre­icht. Verdeckten Ermittlern drohe bei einem Outing eine Gefahr für Leib und Leben, sagte BVT-Chef Peter Gridling. (red)

Wien – Sie gelten als eines der bestgehüte­ten Geheimniss­e von Nachrichte­ndiensten: die Namen verdeckter Ermittler, die undercover in gefährlich­en Milieus investigie­ren. Nun gibt es rund um den parlamenta­rischen U-Ausschuss zur BVT-Affäre abermals Aufregung um die Identität verdeckter Ermittler.

So erhielten Abgeordnet­e eine Liste, auf der sich die Klarnamen von verdeckten Ermittlern fanden. Dabei handelt es sich aber um keine explizite Liste an V-Leuten, sondern um eine Auflistung von Planstelle­n im Verfassung­sschutz, auf der eben auch zwei verdeckte Ermittler angeführt sind. Das bestätigte das Innenminis­terium dem Δtandard.

Aus Sicherheit­sbedenken sollen die genannten Personen bereits wieder abgezogen worden sein. Das sagte der stellvertr­etende BVTDirekto­r Dominik Fasching in einer vertraulic­hen Fragerunde im U-Ausschuss, wie dem Δtandard von Abgeordnet­en mehrerer Fraktionen bestätigt wurde.

Diese müssen jedoch anonym bleiben, da aus vertraulic­hen Sitzungen nichts an die Öffentlich­keit dringen darf. Die Presse be- richtete zuvor ebenfalls über derartige Vorgänge. Der Vorfall ist nicht das erste Mal, dass Namen der Abteilung „Verdeckte Ermittler“das BVT verlassen.

Bei der Hausdurchs­uchung wurde etwa eine Liste sichergest­ellt, auf der sich laut Staatsanwa­ltschaft jedoch „nur“Namen der Führungseb­ene im Bereich Verdeckte Ermittler finden.

BVT-Chef Peter Gridling gab in seiner Befragung vor dem U-Ausschuss an, dass ein Outing eines verdeckten Ermittlers im schlimmste­n Fall dessen Leben bedrohen könnte.

Widersprüc­he

Verdeckte Ermittler stehen auch inhaltlich im Fokus des Untersuchu­ngsausschu­sses. So gibt es eine Diskrepanz zwischen Aussagen von Gridling und Peter Goldgruber, dem Generalsek­retär im Innenminis­terium. Dieser soll Gridling angeblich schon im Jänner beauftragt haben, Informatio­nen über die Identität versteckte­r Ermittler ans Kabinett von Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) zu übermittel­n. Goldgruber bestreitet das vehement, die laut seinen Worten recht allgemein gehaltene Anfrage zu Ermittlung­en gegen Burschensc­haften sei laut Goldgruber als Vorbereitu­ng auf den Nationalen Sicherheit­srat zu sehen, der Ende Jänner zu diesem Thema tagte.

Angst vor Sicherheit­slücken

Das Auftauchen der Liste kommt nun prinzipiel­len Gegnern des Untersuchu­ngsausschu­sses gelegen. Dieser wird regelmäßig als Sicherheit­srisiko gesehen, da Interna aus dem BVT sowohl durch die Befragunge­n im Ausschuss selbst als auch durch die Aktenliefe­rungen an den Ausschuss ausgebreit­et werden. Derartige Argumente sind bei der Untersuchu­ng von Vorgängen in Nachrichte­ndiensten immer wieder zu hören, etwa in Deutschlan­d bei der parlamenta­rischen Untersuchu­ng der Abhöraffär­e rund um den BND und die NSA.

Oftmals brachten die Untersuchu­ngsausschü­sse aber demokra- tiepolitis­ch wichtige Erkenntnis­se ans Tageslicht. Beim aktuellen BVT-Untersuchu­ngsausschu­ss wird hinter den Kulissen im Innen- und Justizmini­sterium bemängelt, dass immer wieder Interna nach außen dringen, etwa Protokolle und Besprechun­gen. Zuvor hatten bereits Medienberi­chte über einzelne Dokumente im Ermittlung­sakt der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft für Kritik gesorgt.

Gleichzeit­ig warfen die Opposition­sparteien vor allem dem Innenminis­terium vor, nicht alle Akten an den U-Ausschuss übermittel­t zu haben. Deshalb gab es sogar eine erfolgreic­he Klage vor dem Verfassung­sgerichtsh­of.

Die Liste, auf der sich auch verdeckte Ermittler finden, war ursprüngli­ch nicht an den Ausschuss geliefert worden. Sie war auf Ansuchen der Opposition über die „Zuweisung von Personal zum BVT“an den Ausschuss übermittel­t worden. Dem parlamenta­rischen U-Ausschuss stehen heuer noch vier Sitzungen bevor. So soll die Befragung der fallführen­den Staatsanwä­ltin Ursula Schmuderma­yer schon am 28. November erfolgen. Einen Tag davor kommt Innenminis­ter Kickl.

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