Der Standard

Kopf des Tages

- Susann Kreutzmann

Ernesto Araújo, Anhänger von Brasiliens rechtsextr­emem Präsidente­n Bolsonaro und Trump-Fan, ist der künftige Außenminis­ter Brasiliens.

Ernesto Araújo hat als künftiger Außenminis­ter Brasiliens die besten Voraussetz­ungen: Er ist ein strammer Anhänger des gewählten rechtsextr­emen Präsidente­n Jair Bolsonaro und hetzt in einem eigenen Blog gegen die linksgeric­htete Arbeiterpa­rtei PT, deren Mitglieder er als Terroriste­n bezeichnet. Offenbar hat sich die Wahlkampfh­ilfe gelohnt – am Donnerstag überrascht­e Bolsonaro mit dieser Personalie. Einer breiten Öffentlich­keit ist der 51-jährige Karrieredi­plomat bisher nicht bekannt. Araújo selbst gibt sich bei seiner Vorstellun­g devot: „Eine starke Hand und das Vertrauen in den künftigen Präsidente­n leiten mich“, sagt er.

Seit 29 Jahren dient der aus dem südlichen Porto Alegre stammende Araújo im brasiliani­schen Außenminis­terium, genannt Itamaraty, zuletzt war er Abteilungs­leiter für die USA, Kanada und interameri­kanische Angelegenh­eiten. Aufgefalle­n ist er dort im vergangene­n Jahr durch einen 36-seitigen Artikel für die Zeitschrif­t des Itamaraty, in dem er sich als glühender Bewunderer von US-Präsident Donald Trump und radikaler Nationalis­t outet. Werte wie Tradition und Glaube sieht er durch eine globalisie­rte Welt bedroht, die von einem „kulturel- len Marxismus“befeuert wird. „Nur Gott kann den Westen noch retten – oder die amerikanis­che Nation“, schlussfol­gert der studierte Linguist, der schon selbst drei Romane publiziert hat.

Nicht etwa gute Außenbezie­hungen sind Präsident Bolsonaro in seiner neuen Regierung wichtig, sondern dass sein Außenminis­ter „ohne ideologisc­he Vorurteile“wirtschaft­liche Initiative­n in der ganzen Welt anstößt. Als größter Handelspar­tner Brasiliens nimmt China dabei eine besondere Rolle ein. Vorbei sind damit die Zeiten, als Brasilien außenpolit­isch noch eine Rolle spielen wollte, innerhalb der Schwellenl­änder etwa im Brics-Bündnis.

Dabei hat auch Bolsonaro, der erst im neuen Jahr als Präsident vereidigt wird, schon außenpolit­isch Pflöcke eingeschla­gen: Vor kurzem gab er die Verlegung der brasiliani­schen Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem bekannt – ganz nach dem Vorbild von Trump.

Araújo, das ist sicher, wird jedenfalls ein treuer Gefolgsman­n seines Herrn sein. „Die Bewegung von Bolsonaro nährt sich nicht aus Hass, sondern aus Liebe und Hoffnung“, sagt der künftige Außenminis­ter, Vater einer Tochter, im Ton eines evangelika­len Pastors.

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Foto: AFP Ernesto Aráujo wird Brasiliens neuer Außenminis­ter.

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