Hochkonjunktur für Vorstände
AK- Studie: ATX- Spitzengagen um zwölf Prozent gestiegen
Laut AK-Studie verdiente ein Vorstand eines ATX-Konzerns im Vorjahr in Summe das 56-Fache eines durchschnittlichen Beschäftigten.
Wien – Wolfgang Eder muss sich mit Platz drei zufriedengeben. Der Voestalpine-Chef verdiente 2017 um fast 1,5 Millionen Euro weniger als Anas Abuzaakouk. Der Vorsitzende der Bawag Group wurde einer aktuellen Studie der Arbeiterkammer zufolge im Vorjahr mit 5,3 Millionen Euro entlohnt. Sein Vorstandskollege Sat Shah erhielt 4,4 Millionen. Andritz-Chef Wolfgang Leitner kam auf rund 3,5 Millionen Euro, OMV-Vorstand Manfred Leitner auf 2,2 Millionen.
Die erste Frau im Gagenranking der börsennotierten ATX-Konzerne in Österreich rangiert mit Elisabeth Stadler erst an 50. Stelle. Die Generaldirektorin der Vienna Insurance Group mit knapp mehr als einer Million Euro deutlich unter dem Schnitt ihrer fast durchwegs männlichen Kollegen.
„Ich will keine Neiddebatte anzetteln und habe Respekt vor der Leistung vieler Manager“, sagt Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl. Mittlerweile galoppierten aber die Gehälter der Spitzenverdiener der allgemeinen Lohnentwicklung davon. Es gehe um Gerechtigkeitsempfinden – und dieses wirke sich wiederum auf die Motivation der Beschäftigten aus.
2017 war ein gutes Jahr für die 20 großen ATX-Unternehmen von AT&S bis Wienerberger, erhob die Arbeiterkammer. Ihr Umsatz stieg im Schnitt um sechs Prozent, ihr Gewinn um ein Drittel. Die Hochkonjunktur setzte sich in der Vergütung fort: Ihre Spitzenmanager kassierten im Jahr durchschnittlich 1,7 Millionen Euro. Das ist das 56-Fache eines mittleren Einkommens in Österreich. Und es ist der höchste Wert seit dem Beginn der Gehaltserhebungen im Jahr 2003.
Kritik aus der Industrie, dass in den Vergleichswert auch Beschäftigte hineingerechnet werden, die Teilzeit oder nicht das ganze Jahr über arbeiten, weist Studienautorin Christina Wieser zurück. Der Maßstab dafür sei sehr wohl Voll- zeitbeschäftigung. Seit 2003 hätten sich die Gagen der Spitzenverdiener demnach gut verdreifacht, während die Durchschnittsgehälter nur um ein Drittel wuchsen.
Für Felix Josef, Chef des Marktforschers Triconsult, spiegelt das nicht die österreichische Realität wider. Klar gebe es ein paar Konzerne, die ihre Manager sehr hoch entlohnten, sagt er. Im Schnitt jedoch gingen Führungskräfte hierzulande im Vorjahr mit 207.600 Euro nach Hause, erhob er für die Industrie. Aber auch was die TopEinkommen betrifft, hinke Österreich im europäischen Vergleich weiterhin deutlich hinterher.
Was wiederum diese Statistik relativiert: Österreichs ATX-Konzerne sind in der Regel kleiner als ihre Kollegen im deutschen Dax.
Harte Zahlen als Anreiz
Der Treiber der Spitzengehälter sind variable Vergütungsbestandteile wie Boni. Sie stellten im Vorjahr 45 Prozent des Salärs, international ist dieser Anteil höher.
Bemessen wird das variable Gehalt überwiegend an Finanzkennzahlen. Was die Arbeiterkammer als Anreiz vermisst, sind ökologische und soziale Faktoren. Keiner werde hier von der Gewerkschaft schärfer beobachtet als ATX-Konzerne, hält Josef dagegen. Ganz abgesehen davon sei es nicht Aufgabe privater Unternehmen und ihrer Führungskräfte, neue Sozialleistungen einzuführen.
Neben der Deckelung der TopGagen verlangt die Arbeiterkammer mehr Transparenz. Derzeit gebe es nämlich rund um sämtliche Vergütungsbestandteile viele Ungereimtheiten. Diese gehörten innerbetrieblich offengelegt.
Diese Transparenz müsse dann aber freilich für alle Beschäftigten auf allen Ebenen gelten, gibt Josef zu bedenken. „Es ist in Österreich allerdings eine unheilige Tradition, dass über Geld nicht gern gesprochen wird.“(vk)