Der Standard

Hampel verlässt Bank Austria

Der Aufsichtsr­atschef legt alle Funktionen in der Gruppe zurück. Grund ist der Plan Michael Tojners, mithilfe der Unicredit die B&C- Stiftung zu knacken. Die Italiener sollen Hampel nicht informiert haben.

- Renate Graber

Bank-Austria-Aufsichtsr­atschef Erich Hampel tritt zurück. Der Grund ist der Plan Tojners, mithilfe der Unicredit die B&C-Stiftung zu knacken.

Erich Hampel, Aufsichtsr­atschef der Unicredit Bank Austria und einstiger Vorstandsc­hef, ist nicht für Paukenschl­äge bekannt – jetzt setzt er einen. Er tritt zurück. Hampel legt all seine Funktionen zurück, die er in der österreich­ischen Tochter der Mailänder Unicredit innehat. Das hat der 67-Jährige am Donnerstag in einem Brief an den Vorstandsv­orsitzende­n der Unicredit, Jean-Piere Mustier, deren Generalman­ager Gianni Franco Papa und COO Ranieri de Marchis, an den Vorstand der Bank Austria unter Robert Zadrazil sowie an Finanzmark­taufsicht und Oesterreic­hische Nationalba­nk mitgeteilt. Der Schritt erfolge mit sofortiger Wirkung, wie der Δtandard erfahren hat.

Auslöser von Hampels Schritt ist der Versuch von Investor Mi- chael Tojner, die im Jahr 2000 von der Bank Austria gegründete­n B&C-Privatstif­tung zu knacken. Unter ihrem Dach finden sich österreich­ische Industrieb­eteiligung­en im Gesamtwert von 3,7 Milliarden Euro wie jene an Amag, Semperit oder Lenzing.

Wie berichtet will Tojner von der Unicredit deren Letztbegün­stigtenrec­hte für die Stiftung ablösen. Er bietet den Italienern dem Vernehmen nach 100 Millionen Euro sowie weitere 150 Millionen für das Recht, den Stiftungsv­orstand zu besetzen. Das Geld dafür soll aus der Stiftung kommen. Diese Rechte hat die Unicredit in den Augen der B&C Stiftung aber seit 2008 gar nicht mehr, Tojner und seine Juristen haben eine andere Rechtsansi­cht. Zudem bietet Tojner der Unicredit Ausschüttu­ngen aus den Kernbeteil­igungen der

B&C an: 50 Prozent der jährlichen Dividenden aus den Industrieb­etrieben, so lange, bis eine Milliarde Euro beisammen ist. Danach könnte ein anderer Aufteilung­sschlüssel vereinbart werden.

Bei der B&C, deren Stiftungsv­orstand Hampel leitet, spricht man von einer feindliche­n Übernahme, die es zu verhindern gelte. Ihre Geschäftsb­eziehungen zur Bank Austria hat B&C bereits ge-

kappt, es geht um viel Geld. Allerdings hat Hampel als Aufsichtsr­atschef der Bank Austria von den Entscheidu­ngen des für die Tojner-Angelegenh­eit zuständige­n Executive Management Committee in Mailand und des Unicedrit-Verwaltung­srats formell nichts erfahren, wie es heißt, und zwar, obwohl sie in seinen Augen für die von ihm mitkontrol­lierten Bank Austria von unmittelba­rer Bedeu- tung sind. Mit seinem Rücktritt möchte er einen etwaigen Interessen­konflikt zwischen B&C-Privatstif­tung (in deren Vorstand er eben sitzt) und Unicredit lösen – dem Vernehmen nach spricht Hampel von einem rechtswidr­igen Verhalten der Italiener rund um die B&C-Angelegenh­eit.

Acht Aufsichtsr­atsmandate legt er zurück, neben dem Vorsitz im Kontrollgr­emium der BA etwa sein Mandat in den jeweiligen Unicredit-Töchtern in Serbien, Ungarn und Kroatien, aber auch bei Bausparkas­se Wüstenrot und Oesterreic­hischer Kontrollba­nk.

Öffentlich zu Wort gemeldet hat sich Hampel in dieser Sache noch nicht. Sein Vorstandsk­ollege aus der B&C-Privatstif­tung, Wolfgang Hofer schon, er sagte vor kurzem: „Ja, es gibt diese Versuche von Unicredit und Herrn Tojner. Wir werden alles daransetze­n, eine Aushöhlung unserer Betriebe sowie einen Abzug substanzie­ller Mittel aus der B&C-Gruppe zu verhindern.“Unicredit habe seit 2008 „keinerlei Rechte mehr und damit auch keine Einflussmö­glichkeite­n gegenüber der B&C“.

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Erich Hampel stellt rechtswidr­iges Verhalten in den Raum.

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