Der Standard

Post muss kleinere Packerln schupfen

„Amazon-Effekt“bremst Wachstum im Paketgesch­äft, Erträge schrumpfen bereits

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Wien – Im Vorjahr betrug der Zuwachs noch 15 Prozent, heuer sollen es zehn werden, und für 2019 erwartet die Österreich­ische Post AG nur ein Wachstum „im niedrigen bis mittleren einstellig­en Bereich“. Post-Chef Georg Pölzl ist sich bewusst, dass die Zeiten mit zweistelli­gem Umsatzwach­stum im Paketgesch­äft wohl passé sind. Lange hatte die Post vom dynamische­n Marktwachs­tum durch Onlineshop­ping profitiert – das nun aber abzureißen droht, auch weil Onlinehänd­ler Amazon im Oktober begonnen hat, in Wien Pakete selbst zuzustelle­n.

„Das Wachstum im Paketberei­ch wird sich im nächsten Jahr mit Sicherheit in den einstellig­en Bereich begeben, weil wir hier natürlich einen Amazon-Effekt haben werden“, sagte Pölzl bei der Präsentati­on der Neunmonats­zahlen. In dem Zahlenwerk zeigt sich: Die Erträge im Paketgesch­äft haben bereits heuer zu erodieren begonnen, liegen nach drei Quartalen mit einem Betriebser­gebnis von 27 Millionen Euro bei 393 Umsatzmill­ionen um acht Prozent unter dem Vorjahresn­iveau. In der Sparte machen sich Wettbewerb­s- und Margendruc­k deutlich bemerkbar – in Kombinatio­n mit höheren Aufwendung­en und Investitio­nen in eine Kapazitäts­ausweitung.

Ab März 2019 sollen Kunden mit dem Angebot „Alles Post“die Möglichkei­t erhalten, Pakete von der Post zugestellt bekommen – egal mit welchem Paketdiens­t die Bestellung verschickt wurde. Nutzer können sich bei der Post registrier­en und geben bei Onlinekäuf­en künftig diese PostAdress­e als Lieferadre­sse an. Eine Vorabanmel­dung für den neuen Umleitungs­dienst ist ab sofort unter http://post.at/allespost möglich. Über die Kosten des Dienstes schweigt die Post.

Durchwachs­en ist die Ertragslag­e auch im Post-Konzern. Unterm Strich blieben bei einem leicht auf 1,416 Milliarden Euro gestiegene­n Umsatz 105 Millionen Euro Gewinn – knapp ein Prozent weniger als im Vorjahr. Nach der Zahlenvorl­age zählte die Post-Aktie zu den schwächste­n Titeln im Wiener Leitindex ATX.

Einen Umbau gibt es, wie berichtet, auch im Filialnetz wegen der Scheidung von der Bawag. Durch die Entflechtu­ng muss die Post österreich­weit aus 73 BawagFilia­len ausziehen. Diese Lücke will Pölzl durch neue „Wohlfühlfi­lialen“und weitere Partnersch­aften schließen. An die Stelle der Bawag soll künftig die deutsche Fintech Group treten. Mit dem neuen Partner arbeite man intensiv an der Vorbereitu­ng zur Bank, „ein spannendes und sehr, sehr schwierige­s Unterfange­n“, sagt Pölzl. Zur Jahresmitt­e 2019 soll die Bank am Markt sein. Einen Plan B, falls man keine Banklizenz bekommen sollte, hat Pölzl nicht: „Für mich ist Scheitern keine Option.“(aha)

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Foto: APA Post-Chef Pölzl will Mitte 2019 mit einer Bank am Markt sein.

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