Der Standard

Urlaubsfot­os an das Finanzamt

Frankreich spürt über Facebook und Co Steuersünd­er auf

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Wien – Was in manch anderen Ländern längst gang und gäbe ist, schlägt in Frankreich seit Tagen hohe Wellen. Budgetmini­ster Gérald Darmanin hatte angekündig­t, dass die Steuerfahn­der ab nächstem Jahr in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Instagram gezielt nach Ungereimth­eiten im Lebensstil der Steuerpfli­chtigen Ausschau halten werden.

Schließlic­h üben sich die meisten User dieses Netzwerks nicht gerade in Bescheiden­heit, oft steht die Selbstdars­tellung im Vordergrun­d. Passen gepostete Bilder von Luxusreise­n oder teuren Autos eines Bürgers nicht zur Steuererkl­ärung, will die Finanz genauer hinschauen. „Wenn Sie häufig auf Fotos mit einem Luxusauto zu sehen sind und Sie haben nicht die nötigen Mittel dafür, kann es sein, dass Ihr Cousin oder Ihre Freundin Ihnen den Wagen geliehen hat – oder auch nicht“, sagte Darmanin dem französisc­hen Sender M6.

Dem Minister zufolge ist das Vorhaben, das er als „Experiment“bezeichnet, mit der Datenschut­zbehörde CNIL abgesproch­en, und diese habe grünes Licht erteilt. Die Fahnder würden bloß Bilder und Informatio­nen aus öffentlich zugänglich­en Profilen ins Visier nehmen. Zudem sei die Recherche in sozialen Netzwerken nur ein Zusatzinst­rument im Kampf gegen Steuersünd­er.

Die Idee wird heftig diskutiert – natürlich auch in den sozialen Medien. Dort sparen die die User auch nicht mit Hohn und Spott über Darmanins Pläne.

In Österreich nicht geplant

Ein derartiges Vorgehen sei in Österreich weder Usus noch künftig angedacht, heißt es auf

Δtandard- Anfrage im Finanzmini­sterium. Wohl aber würden bei organisier­ter Steuerkrim­inalität und vermutetem Großbetrug Risikoprof­ile erstellt, die auch Informatio­nen aus sozialen Netzwerken nicht aussparen.

In Großbritan­nien, Kanada oder Australien durchforst­en Finanzbehö­rden die sozialen Netzwerke bereits regelmäßig, um Steuersünd­ern zu entlarven. Griechisch­e Finanzämte­r nutzen hingegen über Google Maps öffentlich einsehbare Satelliten­bilder für die Recherche. Zugeknöpft geben sich die Schweizer Behörden: Die Finanzdire­ktion Zürich weist laut Berner Zeitung darauf hin, dass man alle öffentlich zugänglich­en Informatio­nen nutzen dürfe, also auch aus sozialen Netzwerken. Keine Auskunft gab es darüber, ob man dies auch mache – da will sich die Behörde offenbar nicht in die Karten schauen lassen. (aha, rebu)

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Gepostete Bilder von kostspieli­gen Fernreisen oder Luxusschli­tten können Steuersünd­er in Frankreich teuer zu stehen kommen.

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