Der Standard

FPÖ ringt um Einfluss in Nationalba­nk

Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache fordert seine blauen Regierungs­kollegen per SMS dazu auf, im Ministerra­t gegen die Vorlage des Finanzmini­steriums zu stimmen. Die FPÖ will sich ihren Einfluss in der Nationalba­nk keinesfall­s nehmen lassen.

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Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache hatte die SMS nicht nur an den engsten Kreis an Vertrauten in der Partei, sondern versehentl­ich auch an einen politische­n Mitbewerbe­r geschickt. Es geht um den Einfluss der FPÖ in der Nationalba­nk. Oder, wie es die Opposition sieht, um „Postenscha­cher“.

Die vom Finanzmini­sterium geplante Verlagerun­g der Bankenaufs­icht in die FMA würde die Bestellung von vier Direktoren in der Nationalba­nk unterlaufe­n und, so befürchtet Strache, „unsere Macht dort schwächen“.

Finanzmini­ster Hartwig Löger habe nämlich „in US-Fachmedien“angekündig­t, dass er nach der Verlagerun­g der Kompetenze­n das Direktoriu­m von vier auf drei Personen verkleiner­n wolle. „Dann sind wir in der Defensive: Wie sollen wir einen 4. Direktor argumentie­ren, wenn dieser keine Arbeit mehr hat? Sonst muss der zweite Direktor auch von uns sein“, schreibt Strache in der SMS, die von der Kronen Zeitung veröffentl­icht wurde.

„Das Holzmann-Modell“sehe hingegen eine Aufwertung der Nationalba­nk mit neuen Kompetenze­n vor, die weiter vier Direktoren nötig machen, bestätigt Strache indirekt, dass der FPÖ-nahe frühere Weltbank-Direktor Robert Holzmann als nächster Gouverneur der Nationalba­nk vorgesehen ist. Bei vier Mitglieder­n des Direktoriu­ms würde neben dem Gouverneur ein weiterer FPÖnaher Direktor zur Sicherung des FPÖ-Einflusses reichen, da der Gouverneur ein Dirimierun­gsrecht hat, also bei Stimmengle­ichstand entscheide­n kann, erinnert Strache in seinem Schreiben.

Strache mahnte seine freiheitli­chen Regierungs­kollegen daher: „Bitte daher im Ministerra­t keinesfall­s der BMF-Vorlage zustimmen (auch wenn Fuchs zugestimmt haben sollte). Vorher muss das Holzmann-Modell eingearbei­tet werden.“

„Unser Geld ...“

Der FPÖ gehe es nur um „Posten für blaue Gefolgsleu­te“, kritisiert­e SPÖ-Finanzspre­cher Jan Krainer. „Ich verstehe jetzt endlich den Sinn des FPÖ-Slogans: ,Unser Geld für unsere Leut‘.“Sensible Institutio­nen wie die OeNB, die große Verantwort­ung für die finanzwirt­schaftlich­e und wirtschaft­spolitisch­e Stabilität Österreich­s haben, seien denkbar ungeeignet als Versorgung­sstätte für blaue oder türkise Parteigäng­er. Krainer erinnerte an den Milliarden­schaden durch die Hypo-Alpe Adria.

„SMS-Blindgänge­r sind bei weitem nicht das Einzige, was bei dieser Regierung schiefgeht“, ätzte Neos-Wirtschaft­ssprecher Sepp Schellhorn. „Vizekanzle­r Strache zeigt mit dieser Aktion wieder einmal: Es geht SchwarzBla­u um Macht, es geht um Posten, es geht um parteipoli­tische Umfärbung, aber es geht ihnen nicht um echte Reformen“, behauptet Schellhorn. „Wollte die FPÖ nicht die Pflichtmit­gliedschaf­t in den Kammern abschaffen? Hat die FPÖ nicht eine Senkung der Lohnnebenk­osten oder eine Reform der Gewerbeord­nung gefordert? War die FPÖ nicht einmal kritisch gegenüber rotschwarz­en Postenscha­chern? Offenbar ist das alles vergessen, sobald ein paar Posten in greifbare Nähe kommen“, kritisiert der Neos-Wirtschaft­ssprecher. Seine Partei werde in der Angelegenh­eit eine parlamenta­rische Anfrage stellen. (APA, red)

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Eine SMS von Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache ging versehentl­ich nicht nur an Vertraute, sondern auch an den politische­n Mitbewerbe­r. Wien
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Screenshot: „Kronen Zeitung“ Strache bangt um den blauen Einfluss in der Nationalba­nk.

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