Umstürzlerin mit Mastermind
Meg Stuart und Tim Etchells improvisieren Zweisamkeit: „Shown and Told“
Der Titel klingt spartanisch und ist eine Meisterleistung des Understatements. Immerhin aber bezeichnet er so beschreibungsfrei wie genau, was in Shown and Told passieren wird.
Das Nüchterne wird hier nicht zufällig in den Vordergrund geschoben, sondern ist Ausdruck einer Haltung, die Meg Stuart und Tim Etchells teilen. Eine Haltung, die sich dem erregten Geschrei und geilen Auftrumpfen, die permanent im Kulturmixer rotieren, entzieht.
Realistischerweise sei hier gesagt, dass dieser Auftritt als echtes Ereignis zu werten ist. Denn die geborene US-Amerikanerin Stuart und der Brite Etchells sind einsame Größen der Gegenwartschoreografie und Theaterperformance der vergangenen dreißig Jahre. Stuart hat in der ersten Hälf- te der Nineties den gesamten damals zeitgenössischen Tanz neu definiert, und Etchells, ab 1984 Mastermind der Gruppe Forced Entertainment aus Sheffield, war seit damals maßgeblich an den Neuorientierungen der freien Performance bis Mitte der Nullerjahre beteiligt.
Nach legendären Auftritten im Tanzquartier (TQW), bei Impulstanz, der Sommerszene Salzburg und den Wiener Festwochen sind beide Kult – seit mehr als zwei Jahrzehnten. Wären der Tanz und die Performance nicht so flüchtig, sondern einträglich reproduzierbar wie die Künste der Musiker oder Filmregisseure, gäb’s wohl viel Rummel um diesen gemeinsamen Auftritt im TQW.
Aber genau das macht die Größe der postmodernen choreografischen Performance aus: Für die große Allgemeinheit bleiben ihre Stars beinahe Geheimtipps.
Also kann man locker bleiben, wenn Stuart und Etchells etwas zeigen und erzählen und dabei Geschichte und Gegenwart zusammen tanzen lassen. Fans besuchen beide Aufführungen im TQW, denn die zwei Künstler gestatten sich alle Freiheiten der Improvisation – was bedeutet, dass jeder Abend anders läuft. (ploe) Shown and Told, TQW Halle G, 23. und 24. 11., 19.30