Der Standard

Teamspiele­r auf Abwegen

- Karin Pollack

Lange wurde sein Name nur hinter vorgehalte­ner Hand genannt, jetzt geht Brustkrebs­spezialist Michael Gnant in die Offensive. Er wehrt sich gegen seine Entlassung durch das AKH und den Vorwurf, Operations­protokolle gefälscht und Patientinn­en betrogen zu haben, indem er sie nicht selbst operiert hat.

Die konkreten Anschuldig­ungen werden Gerichte zu beurteilen haben. Aber außer Streit steht, dass Gnant in Sachen Brustkrebs­forschung zur Weltspitze zählt und bei allen internatio­nalen Krebskonfe­renzen auftritt. Das erklärt auch, warum sich so viele Privatpati­entinnen an ihn gewandt haben – mehr, als er überhaupt operieren hätte können. Wer Brustkrebs hat, will den besten Arzt des Landes und ist bereit, dafür zu zahlen. Dazu kommt sein Hang zur Eigen-PR: Er betonte seine Leistungen, wo immer es ging.

Gnant hat selbst wenig operiert, aber er war ein engagierte­r Manager – und hat ein Team von guten Operateure­n um sich geschart. Er war auch stets einer, der den notwendige­n interdiszi­plinären Zugang in der Krebsbehan­dlung betont hat und mit Ärzten aus unterschie­dlichen Fachrichtu­ngen zusammenge­arbeitet hat.

Es scheint, als ob Gnant seine Patientinn­en nicht deutlich genug informiert hat, dass nicht er am Operations­tisch stehen wird, und die Operatione­n nicht korrekt dokumentie­rt hat. Das war ein gravierend­er Fehler. Aber das heißt nicht unbedingt, dass er den Frauen geschadet hat.

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