Der Standard

Hybrid-Luxus und ein bisschen E- Scooter

Lexus baut mit dem LC 500h ein Sportcoupé mit viel Luxus, gnadenlose­m Design und 359-PS-Hybrid-Antrieb. Und wenn man gerade beim Übertreibe­n ist, macht man beim Cockpit einfach weiter.

- Guido Gluschitsc­h

Die Bilder bei der Erstbegegn­ung ähneln sich. Die Hände in die Hüfte gestemmt, zwei Schritte vor, einen zurück, drei zur Seite und wieder vor ...

Der Lexus LC 500h bringt fast jedem aus dem Stand den Riverdance bei. Grund dafür ist das ganz eigene Design des Luxus-GrandToure­rs der Toyota-Tochter.

Während sich die Designer in Europa zumindest eine Hand auf den Rücken binden, um die Autos ja schlicht zu halten und keine klare Form mit einer unnötigen Linie zu verkompliz­ieren, hat man den Eindruck, dass sich die Kollegen in Japan einen Bleistift auf die Samuraisch­werter kleben und dann, getrennt durch eine dieser berühmten Papierwänd­e, aufeinande­rgehetzt werden. So scharf sind die Striche dieses Wagens, aber auch so viele sind es.

Wenn schon, denn schon

Das Konzept der Gnadenlosi­gkeit zieht Lexus auch im Innenraum durch. Wo man hinschaut ist ein Knopf. Für die Fahrdynami­kregelung gibt es sogar zwei Pflöcke neben dem Tacho, über den Lenkstockh­ebeln. Da ist eine Leiste links neben dem Lenkrad, das selbst übervoll mit Drückern ist. Rechts davon eine weitere Leiste. Will man aber die Klimaanlag­e ausschalte­n, flucht man sich durch das Menü im Screen, der über einem umständlic­h zu bedienende­n Touchpad vor der Mittelarml­ehne liegt.

Abseits von der Verspielth­eit, für welche die Japaner ja ohnedies bekannt sind und geliebt werden, ist der Innenraum aber herrlich luxuriös. Alcantara trifft auf großzügige Weite. Zumindest wenn es um den Blick nach vorn geht. Die Sitze hingegen sind angenehm straff, die hinteren sind sogar eine Straf’. Aber gut, in einem anderen Sportcoupé will man auch nicht lieber hinten sitzen.

Was das Fahren angeht, spielt der LC 500h gleich zweimal seine Stärke aus. Auf der Langstreck­e besticht er mit dem komfortabl­en Fahrwerk, dem starken Antrieb – eine Kombinatio­n aus V6-Saugbenzin­er und E-Unterstütz­ung – und dem stattliche­n Radstand. Die Stadt ist das Metier des HybridAntr­iebs, wo er erstaunlic­h niedrige Verbräuche generiert.

Im Schnitt, mit vielen Autobahnki­lometern, also abseits des Sparpotenz­ials des Hybridantr­iebs, kamen wir auf 8,5 Liter. In der Stadt schafft man mit etwas Weitblick sicher weniger.

Doch ein Sportcoupé ist ja nicht nur zum Sparen da, sondern auch zum Fahren. Zum sportliche­n Fahren. Da geht es dann nicht um den adaptiven Tempomaten, der gut funktionie­rt, oder andere Assistenzs­ysteme, sondern um eine direkte Lenkung und ein straffes Fahrwerk, knackige Bremsen.

Alle Anforderun­gen schafft der LC 500h mit Leichtigke­it. Öfter einmal muss das Stabilität­sprogramm bei engen Kurven oder hartem Beschleuni­gen eingreifen und den Hinterrada­ntrieb zügeln.

Nicht zu zügeln war auch der Meister hinter der Kamera, Sir Wolf-Dieter Grabner, beim Anblick des Lexus. Er stand fast still. Kein Riverdance. Nur langsame Bewegungen. Und sprach: „Es gibt Autos, die sind in echt schöner als auf jedem Foto. Den aber könnte jeder mit dem Handy fotografie­ren und nichts falsch machen.“

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Ein großer Kühler sorgt für einen kühlen Kopf des V6. Und weil dieser LC ein Hybrid ist, führen wir im Kofferraum statt eines Reserve-Rads einen Akku mit.
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Der Innenraum ist besonders fein, wenn auch überladen.

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