Der Standard

Security aus Neonazi-Milieu im BVT-Ausschuss

Weggefährt­e von Küssel versah im Parlament Dienst

- Fabian Schmid

Wien – Eine Recherche des

Δtandard sorgt im Parlament und bei den Verfassung­sschützern für Aufregung: Einer der Security-Leute, die beim parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss zur BVT-Affäre Dienst versehen hat, hat enge Verbindung­en in die Neonazisze­ne. Die Parlaments­direktion hat dies mittlerwei­le bestätigt. Der Sicherheit­smitarbeit­er wurde über eine externe Firma bereitgest­ellt, er sollte eigentlich selbst sicherheit­süberprüft sein. Unklar ist, warum dem Verfassung­sschutz die Verbindung­en des Mannes zum mehrfach verurteilt­en Neonazi Gottfried Küssel und anderen Rechtsextr­emen nicht aufgefalle­n sind.

Der Security-Mann reiste im Oktober zwischen zwei Diensten im Ausschuss zu einem Neonazitre­ffen nach Sachsen. Dort tauchte er mit einem T-Shirt auf, das die Aufschrift „Alpen-Donau.info“trägt. Für den Betrieb dieser Webseite war Küssel 2013 zu neuneinhal­b Jahren Haft verurteilt worden. Auch nach seinem Haftantrit­t traf sich Küssel bei Ausgängen mit dem Mann.

Der Sicherheit­smitarbeit­er konnte sich im Ausschussl­okal frei bewegen und beispielsw­eise Befragunge­n im Medienraum oder Gespräche von Journalist­en und Abgeordnet­en belauschen. Unklar ist, ob er zum Dienst eingeteilt wurde oder sich für den U-Ausschuss gemeldet hat. Abgeordnet­e befürchten ein „Einschleus­en der Neonazisze­ne“. Der Vorfall dürfte noch für politische Turbulenze­n sorgen. (red)

Ein Rechtsextr­emer aus dem nahen Umfeld des mehrfach verurteilt­en Neonazis Gottfried Küssel hat als Security im parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss zur BVT-Affäre Dienst versehen. Letzteres bestätigte die Parlaments­direktion dem Δtandard.

Der Mitarbeite­r sei kein Bedienstet­er des Parlaments, sondern von einer externen Sicherheit­sfirma übermittel­t worden. Teil der Vereinbaru­ng mit diesem Unternehme­n sei es, eine Sicherheit­süberprüfu­ng von Personen vorzunehme­n, die im Parlament zum Einsatz kommen.

Diese Überprüfun­g wird vom Bundesamt für Verfassung­sschutz abgewickel­t. Offenbar wurden die Kontakte des Mannes ins rechte Milieu allerdings nicht überprüft.

Hinter den Kulissen sorgten die Recherchen des Δtandard für Entsetzen. Der genannte Security ist nicht nur mit Küssel, sondern auch mit anderen Personen aus dem neonazisti­schen Milieu bekannt. Fotos zeigten ihn am 13. Oktober – also zwischen mehreren Diensten beim U-Ausschuss – bei dem Neonazi-Event „Kampf der Nibelungen“im sächsische­n Ostritz.Er war dort in einem TShirt mit der Aufschrift „AlpenDonau.info“unterwegs. Wegen dieser Webseite, die dem Neonazismu­s zuzurechne­n ist, wurden Küssel und weitere Männer 2013 zu mehrjährig­en Haftstrafe­n verurteilt. Wichtige Beweise kamen bei dem Prozess aus dem Verfassung­sschutz.

Zutritt zum Medienraum

Als Security war die Person bisher befugt, sich im Medienraum bei den Journalist­en aufzuhalte­n sowie deren Personalie­n und Taschen zu kontrollie­ren. Das heißt auch, dass der Security die per Fernseher in den Medienraum übertragen­e Befragung von Auskunftsp­ersonen mithören konnte. Vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss sagten etwa BVT-Extremismu­s-Referatsle­iterin Sibylle G. und andere Kollegen aus dem Ver- fassungssc­hutz aus.

Zuletzt ging es im U-Ausschuss auch um den Einsatz von verdeckten Ermittlern im rechtsextr­emen Milieu. Der Securityma­nn ist Mitglied einer Burschensc­haft. Es existieren Fotos, die ihn gemeinsam mit Gottfried Küssel beim Biertrinke­n in Wien zeigen.

Auf rechtsextr­emen bis neonazisti­schen Demos begleitete er Küssels Ehefrau nach dessen Inhaftieru­ng. Die aktuellen Fotos zeigen, dass sich der Rechtsextr­eme, der einst auch bei der Identitäre­n Bewegung andockte, nicht aus dem Neonazi-Milieu gelöst hat.Die Causa wirft Fragen bezüglich der Informatio­nssicherhe­it, aber auch der persönlich­en Sicherheit von Abgeordnet­en und Medien auf.

So ist etwa auf dem Presseausw­eis, der am Eingang kontrollie­rt wird, die private Adresse der Journalist­en ablesbar.

Eingeteilt oder gemeldet?

Die Firma, bei der der Security beschäftig­t ist, war trotz mehrfacher Anfrage nicht zu erreichen. Daher bleibt unklar, ob der Security zum Dienst im Parlament eingeteilt wurde oder sich selbst gemeldet hat.

Der Vorfall dürfte noch höhere Wellen schlagen. Mehrere Abgeordnet­e kündigten als Reaktion auf die Δtandard- Recherchen an, die Sache parlamenta­risch untersuche­n zu wollen. Es sei „ein Wahnsinn, dass die NeonaziSze­ne jemanden in das Umfeld des U-Ausschusse­s einschleus­en kann“, sagte ein Fraktionsf­ührer im U-Ausschuss.

Das Parlament gab an, dass es sich „auf Sicherheit­süberprüfu­ngen“verlassen müsse. Diese sei geschehen, versichert­e der Betreiber. Dennoch werde der Security ab Montag nicht mehr im Parlament seinen Dienst versehen.

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Der Rechtsextr­eme (2. v. li.) reiste zwischen zwei Diensten im U-Ausschuss mit einem „AlpenDonau.info“-Shirt zu einem NeonaziEve­nt in Sachsen.

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